Gleichgewichtsstörung: Unfälle durch fehlende Balance
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Störung der Körperbalance
Als Gleichgewichtsstörung bezeichnet man in der Medizin die Unfähigkeit, gerade zu laufen und zu stehen. In schweren Fällen kommt es dann sogar zu Unfällen. Ist der Gleichgewichtssinn beeinträchtigt, ist eine korrekte Orientierung im Raum unmöglich. Schwindel und Schwindelattacken sind die Folge. Störungen der Körperbalance können bei Bewegungen und im Ruhezustand auftreten. Verantwortlich für eine normale gerade Körperhaltung ist das im menschlichen Innenohr befindliche Gleichgewichtsorgan.Jedes Vestibularorgan steht über den Hirnnerv mit dem im Gehirn lokalisierten Gleichgewichtszentrum in Verbindung und wird über die peripheren Sinnesorgane und Sinneszellen mit Sinnesreizen versorgt. Die Wahrnehmungen werden dann an das Kleinhirn weitergeleitet. Das Gleichgewichtsorgan nimmt Beschleunigungen des Körpers, Drehungen und das Abbremsen von Bewegungen wahr. Damit der Mensch die Balance behält, müssen beide Vestibularorgane richtig funktionieren. Ansonsten wird Schwindel ausgelöst.
Entstehung Gleichgewichtsstörung
Gleichgewichtsstörungen werden durch vorübergehende Ortswechsel (Reisen) und durch verschiedene Erkrankungen verursacht, die das Gleichgewichtsorgan in Mitleidenschaft ziehen. Die während einer Reise entstehende Störung wird als Kinetose (Reisekrankheit) bezeichnet: Menschen werden auf Schiffsreisen wegen des hohen Seegangs seekrank, da sie keinen festen Boden unter ihren Füßen verspüren. Andere Betroffene haben bei Autofahrten durch die Geschwindigkeit, das Bremsen und Anfahren Probleme mit ihrem Gleichgewicht. Ihr Körper reagiert mit Symptomen, die glücklicherweise nach der Ankunft am Zielort wieder abklingen. Gravierender sind Gleichgewichtsstörungen, die eine akute oder chronische Verletzung oder Erkrankung als Ursache haben.
Ursachen für eine Gleichgewichtsstörung
- niedriger Blutdruck oder Bluthochdruck
- Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall) oder Durchblutungsstörungen des Innenohrs (Tinnitus, Hörsturz)
- Kreislaufprobleme
- Herzerkrankungen (Herzrhythmusstörungen)
- Stoffwechselerkrankungen (Unterzuckerung bei Diabetes, gestörter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt durch Dehydrierung)
- Krankheiten des Innenohrs (Innenohrentzündung, Morbus Menière)
- Entzündungen des Gleichgewichtsnervs (Neuritis vestibularis)
- Kopfverletzungen (Gehirnerschütterung), Hitzschlag
- Augenerkrankungen mit Sehstörungen
- Gehirnerkrankungen (Enzephalitis, Meningitis) oder Tumore im Gehirn oder Innenohr (Akustikusneurinom)
- Vergiftungen oder Alkoholabhängigkeit
- Nebenwirkungen von Arzneimitteln
- Erkrankungen des Nervensystems (Epilepsie, Multiple Sklerose, Parkinson, Demenz)
Symptome bei einer Gleichgewichtsstörung
Leitsymptom von Gleichgewichtsstörungen ist der Schwindel. Er tritt je nach Art der jeweiligen Wahrnehmung als Drehschwindel, gutartiger paroxysmaler Lagerungsschwindel und Schwankschwindel auf. Manchmal zeigt sich der Schwindel als nur wenige Minuten andauernde Schwindelattacken. Bei anderen Schwindelformen hält er Stunden, Tage und sogar Wochen an (Dauerschwindel).
Wer an Drehschwindel leidet, hat den Eindruck, dass sich seine gesamte Umgebung um ihn herum dreht. Zum Lagerungsschwindel kann es kommen, wenn der Betroffene seinen Kopf beim Aufstehen leicht zur Seite neigt. Menschen mit Schwankschwindel haben das Gefühl, dass der Boden unter ihren Füßen schwankt. Patienten mit einer Störung des Gleichgewichtssinns sind außerstande, mit geschlossenen Augen gerade zu laufen und fallen um, wenn sie ein Bein anheben. Tritt Schwindel auf, kommen oft noch Übelkeit bis hin zum Erbrechen und Kopfschmerzen hinzu.
Gleichgewichtsstörung behandeln
Die Behandlung des gestörten Gleichgewichts richtet sich danach, welche Ursache es hat. Patienten mit Reisekrankheit können ihr Schwindelgefühl mit speziellen Antivertiginosa lindern. Bei Übelkeit und Brechreiz helfen Antiemetika. Wurde beim Betroffenen ein Akustikusneurinom festgestellt, ist eine Operation notwendig, wenn der in der Nähe des Gleichgewichtsnervs befindliche gutartige Tumor zu groß ist. Auch bei einem Schlaganfall ist mitunter ein operativer Eingriff erforderlich.Andere Erkrankungen werden mit den geeigneten Medikamenten behandelt: Patienten mit Bluthochdruck erhalten blutdrucksenkende Arzneimittel. Gleichgewichtsstörungen, die von Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden, sind gut mit Antiarrhythmika zu therapieren. Entstehen die Symptome durch die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente, empfiehlt es sich, den Arzt darüber zu informieren, sodass dieser sie durch besser verträgliche Mittel ersetzt. Personen mit jahrelangem übermäßigem Alkoholkonsum wird ein Entzug empfohlen. Bei manchen Gleichgewichtsstörungen helfen physiotherapeutische Übungen, die gestörte Balance wiederzufinden.