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Nesselsucht: Juckreiz der Haut, aber keine Allergie

medizinfuchs Redaktion

medizinfuchs Redaktion

nesselsucht
Nesselsucht beschreibt eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems, wobei es sich aber in den allermeisten Fällen nicht um eine Allergie handelt.

Inhaltsverzeichnis

Fast jeder ist schon einmal mit Brennnesseln in Berührung gekommen und weiß, wie unangenehm das Brennen und Jucken ist, mit dem die Haut auf die Berührung reagiert. Das ist ein sehr unangenehmes Gefühl und man ist versucht, etwas gegen das Brennen und Jucken zu unternehmen. Meist halten diese Reaktionen der Haut eine Zeitlang an und klingen dann ohne Folgen wieder ab.

Allerdings gibt es Menschen, die dauerhaft mit bestimmten Symptomen zu kämpfen haben, die sich vor allem auf der Hautoberfläche bemerkbar machen (Quaddeln, Juckreiz, Schwellungen). Wenn Sie solche Symptome bemerken, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und abklären lassen, ob es sich eventuell um eine Nesselsucht handelt und nicht einfach um eine Allergie, die sich relativ leicht behandeln und in den Griff bekommen lässt. Der Arzt kann dann die Ursachen klären, eine entsprechende Behandlung und Therapie einleiten, die darauf abzielt, Linderung zu schaffen und den Betroffenen auf diese Weise ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen.

Definition von Nesselsucht

isolierung durch juckreiz

Der medizinische Fachbegriff dieser Erkrankung lautet Urtikaria (lat.: urticaria). Die Ursache dieser Krankheit ist meist eine pathologische (krankhafte) Reaktion der Haut auf bestimmte Nahrungsmittel oder Medikamente. Aber auch Kälte, Wärme, Licht, Wasser oder Druck können als Auslöser auftreten. Zudem können Autoimmunerkrankungen oder psychische Belastung zum Ausbruch führen. Es gibt zwei Formen der Erkrankung. Sie kann als akute oder chronische Krankheit auftreten. Bei der akuten Form lassen sich fast nie die Ursachen bestimmen, die Symptome klingen in der Regel nach spätestens sechs Wochen ab.

Die chronische Form lässt sich ungleich schwieriger behandeln und ist eine extreme Belastung für die Erkrankten, da sie durch jedes einzelne Symptom dauerhaft beeinträchtigt werden. Bei einer chronischen Urtikaria wird zudem zwischen der induzierbaren und der chronischen spontanen Urticaria unterschieden. Die induzierbare Form ist gegeben, wenn sich Nesselsuchtattacken ganz gezielt auslösen lassen. Die chronische spontane Form zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass sich kein Auslöser feststellen lässt.

Symptome bei Nesselsucht

Eine wichtige Frage ist natürlich, welche Symptome es gibt. Beide Formen der Krankheit machen sich durch die gleichen Symptome bemerkbar.  Das mit Abstand unangenehmste Symptom für den Erkrankten ist der ständige Juckreiz (lat. Pruritus). Er wird durch die Quaddeln ausgelöst und führt zu dem ununterbrochenen Wunsch, die betroffenen Hautpartien zu kratzen, um den Juckreiz zu beseitigen. Dadurch wird die Lebensqualität der Patienten stark in Mitleidenschaft gezogen.
Ebenso unangenehm wie gefährlich sind die Schwellungen der Haut, die durch die Freigabe von Histamin aus den Mastzellen ausgelöst werden. Da sie besonders am Kopf und Hals auftreten, können sie die Sehkraft und Sprachfähigkeit des Betroffenen stark beeinträchtigen. Tritt ein solches Angioödem (Schwellung) in schwerer Form am Hals auf, besteht im schlimmsten Fall die Gefahr massiver Atemnot oder sogar des Erstickungstodes.

Symptome

  • starker Juckreiz
  • wiederkehrende Hautrötungen
  • klein- oder großformatige Quaddeln (Erhebungen der Haut)
  • Hautschwellungen (Angioödeme) 
  • Atemnot

Behandlung

  • Krankheitstagebuch führen
  • Auslöser finden und meiden
  • Cremes und Gels mit Zinkoxid
  • Antihistaminika
  • Allergie- und Unverträglichkeitstest

Behandlungsmöglichkeiten bei Nesselsucht

Betroffene leiden oft sehr unter dieser Krankheit und so ist es notwendig, dass Sie sich in Behandlung begeben und sich einem geeigneten Therapieansatz unterziehen, der aufgrund einer guten Diagnose nicht nur die häufig auftretenden Symptome (Quaddeln, Juckreiz, Rötungen, Hautausschlag) bekämpft, sondern auch die Ursachen der Krankheit behandelt. Manche Krankheiten lassen sich nicht heilen. Leider gilt dies auch für die Urtikaria, für die es nach momentanem Forschungsstand kein Heilmittel gibt.
untersuchung beim arzt hilft bei diagnose

Alle Therapieansätze haben zum Ziel, die Betroffenen weitgehend von ihren Symptomen zu befreien. Um die Ursachen von Krankheiten zu finden, ist manchmal ein Krankheitstagebuch hilfreich. Ein solches Tagebuch sollten auch Sie führen, wenn Sie unter Urtikaria leiden. In dieses tragen Sie täglich ein, wann, über welchen Zeitraum, unter welchen Umständen und wie häufig die Beschwerden vorkommen. Diese möglichst genaue Dokumentation kann dabei helfen, eine detaillierte Diagnose für Sie zu stellen und eine Therapie zu entwickeln.

Meist wird darauf abgezielt, entweder die entsprechenden Auslöser für gereizte juckende Haut zu finden und diese dann zu meiden, oder aber die Auswirkungen durch Medikamente zu lindern. Die entsprechenden Untersuchungen sollten von einem Hautarzt oder in speziellen Nesselsucht-Sprechstunden vorgenommen werden. Über das gesamte Gebiet der Bundesrepublik verteilt gibt es spezielle Kliniken und Therapiezentren, die physikalische und auch psychologische Hilfen anbieten.

Behandlung mit Antihistaminika

eincremen zur behandlung

Bei der Behandlung spielt dann unter Umständen die so genannte Mastzelle eine Rolle, die verschiedene Botenstoffe wie Histamin produziert und einlagert, welche sie als Teil des menschlichen Immunsystems bei Bedarf freisetzt. Allerdings kann dies bei chronischer spontaner Urtikaria hinderlich sein. Bei ungefähr der Hälfte aller Patienten können die Leiden durch die Gabe von Antihistaminika, auch Histaminrezeptorblocker genannt, reduziert werden, da diese das von den Mastzellen freigesetzte Histamin blockieren.

Leider schlägt diese Therapie bei der anderen Hälfte der Betroffenen nicht an. Es werden oft Cremes oder Gels verschrieben, die Antihistaminika enthalten. Der Nachteil dieser Präparate ist allerdings, dass ihr Wirkstoff die untersten Hautschichten nur in sehr geringer Menge und zudem äußerst langsam erreicht, was die Wirksamkeit deutlich einschränkt.

Nicht selten kommen auch Cremes zum Einsatz, die Menthol enthalten. Trägt man sie auf die in Mitleidenschaft gezogenen Hautpartien auf, entfalten sie ihre Wirkung durch die entstehende Kälte und verschaffen Ihnen eine vorübergehende Linderung der Beschwerden. Ein weiterer Wirkstoff mit lindernder Wirkung ist Zinkoxyd. Auch hier wird oft zu Salben gegriffen. Um eine zeitweise Linderung herbeizuführen, können Sie auch auf Cremes zurückgreifen, die eine betäubende Wirkung auf die oberen Hautschichten haben. Von Salben mit Kortison wird von Medizinern abgeraten, da sie hauptsächlich bei Entzündungen zum Einsatz kommen.

Risiken einer nicht behandelten Nesselsucht

nichtbehandlung verschlimmert es

Sollte eine Versorgung durch einen Facharzt ausbleiben, kann die Krankheit sich zu einer dauerhaften Form entwickeln. Dies hätte eine lange andauernde Einschränkung Ihrer Lebensqualität zur Folge, weil es derzeit keine Heilung gibt. Da es Ziel der verschiedenen Therapien ist, auftretenden Symptomen entgegenzuwirken, könnte eine weitere Folge einer Nichtbehandlung die zunehmende soziale Isolation sein. Viele Betroffene wagen sich aufgrund der physikalischen Auswirkungen wie Hautausschlag, Hautrötungen, Hautschwellungen und ständigem Jucken nicht mehr auf die Straße und verlieren immer mehr den Kontakt zu ihrem gewohnten Umfeld.

Vor allem aber nehmen sich Betroffene bei einer Verweigerung von Hilfe selbst die Möglichkeit, den Ursachen der Krankheit auf den Grund zu gehen. Letztlich kann es bei einer Nichtbehandlung der Krankheit zu lebensbedrohlichen Situationen kommen. Wie bereits erwähnt, kann ein Symptom eine Schwellung des Halses sein. Ist diese massiv, droht im schlechtesten Fall der Erstickungstod, da die Atemwege durch eine solche Schwellung blockiert werden könnten. Eine solche Situation lässt sich nur durch sofortige, ärztliche Versorgung verhindern. Der Besuch beim Arzt ist also der erste und wichtigste Schritt, um durch entsprechende Behandlungsansätze wieder an Lebensqualität zu gewinnen. Wenn Sie also vermuten, dass Sie diese Krankheit haben, suchen Sie unbedingt einen Facharzt auf und lassen abklären, was Ihnen fehlt.

Häufige Fragen zum Thema Nesselsucht

Welche psychischen Symptome können bei einer Nesselsucht auftreten?

Neben diesen physischen Symptomen kann es bei der chronischen Urtikaria aber auch zu psychischen Begleiterscheinungen kommen, da die körperlichen Beschwerden auch Auswirkungen auf das seelische Befinden haben. Solche Begleiterscheinungen können sein:
  • Schlafstörungen
  • Konzentrationsmangel
  • Depressionen
Das Hauptproblem für Patienten mit dieser Krankheit ist die starke Einschränkung der sozialen Kontakte. Betroffene verlassen immer seltener das Haus, da sie sich aufgrund der Schwellungen, des Hautausschlages und der geröteten Haut nicht mehr unter Menschen trauen. Zudem macht der Schlafmangel ihnen sehr zu schaffen und führt zu einer dauerhaften Antriebslosigkeit. All dies kann letztlich in depressiven Verstimmungen münden, die dann unter Umständen eine adäquate Psychotherapie erfordert.

Gibt es Möglichkeiten zur Selbsthilfe bei Nesselsucht?

Eine wichtige Frage, die Sie sich als Betroffener stellen sollten, ist die Frage, was Sie selbst tun können, um sich vor dieser Krankheit zu schützen? Neben den vom Arzt begleiteten Therapien können Sie aber auch selbst dazu beitragen, um die Auslöser der Krankheit zu umgehen. Bekanntermaßen können ja Medikamente als Schubauslöser für Urtikaria verantwortlich sein. Hier werden immer wieder Ibuprofen oder Diclofenac als riskante Mittel genannt. Meiden Sie solche Arzneimittel und erkundigen Sie sich beim Apotheker oder Ihrem Arzt, welche Mittel Sie alternativ nehmen können.

Was sollte man bei einer Nesselsucht beachten?

Auch Kaffee oder Alkohol, scharfe Gewürze, Konservierungs- oder Aromastoffe können zum Ausbruch der Krankheit führen. Verwenden Sie diese Dinge also mit Bedacht und nehmen Sie Alkohol und Kaffee nicht zu oft in zu großen Mengen zu sich. So vermeiden Sie ohne großen Aufwand eventuelle Auslöser dieser sehr unangenehmen Krankheit und ersparen sich lang anhaltende physikalische und psychologische Einschränkungen.

Ein oft unterschätzter Auslöser für den Ausbruch der Krankheit und das Auftreten von Quaddeln und der anderen Anzeichen ist Stress. Deshalb sollten Sie in Ihrem Alltag ausreichende Pausen einplanen, die Sie für Entspannungsübungen nutzen. So gönnen Sie Ihrem Körper Ruhephasen und vermeiden übermäßigen Stress.

Fazit

Die Nesselsucht ist eine sehr unangenehme Krankheit, die in zwei verschiedenen Formen auftreten kann und den Betroffenen sowohl physisch als auch psychisch sehr zusetzt. Auf jeden Fall sollten Sie bei auftretenden Symptomen einen Arzt konsultieren. Er kann mit Ihnen gemeinsam abklären, um welche Form der Nesselsucht es sich handelt und welcher Therapieansatz am Sinnvollsten ist. Insgesamt kann gesagt werden, dass die Urtikaria in ihrer chronisch auftretenden Form zwar nicht heilbar ist, aber durch die verschiedenen Behandlungsansätze zumindest in ihren Auswirkungen gelindert werden kann. Dadurch wird Betroffenen eine relativ normale Lebensführung ermöglicht, die zwar nicht frei von allen Einschränkungen ist, die aber als durchaus lebenswert erachtet werden kann.

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