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Was hilft bei innerer Unruhe? – Nervosität natürlich bewältigen

Prof. Dr. Dr. Sabine Meck - Expertin für Gesundheit

Prof. Dr. Dr. Sabine Meck

Expertin für Gesundheit
Wenn Sie unter innerer Unruhe leiden, dann sind Sie damit nicht allein. Innere Unruhe, Ängstlichkeit, Stress, Überforderung sind die Geißeln unserer Zeit. Und gerade in Zeiten von Pandemien treten sie noch stärker auf. Das ist eine natürliche Reaktion von Körper und Psyche auf die unsichere Umwelt. Erfahren Sie hier mehr über die Ursachen und Symptome innerer Unruhe und wann Sie zum Arzt gehen sollten. Und lesen Sie, was Sie für Ihre innere Kraft und Gelassenheit tun können.
Was hilft bei innerer Unruhe? – Nervosität natürlich bewältigen

Inhaltsverzeichnis

Was ist innere Unruhe?

„Innere Unruhe“ ist ein vager Begriff und nicht klar definiert. Er wird häufig gleichgesetzt mit Nervosität und von Betroffenen beschrieben u.a. als Druck, Ruhelosigkeit, Überforderung, Rastlosigkeit, sich getrieben fühlen, nervöse Ängstlichkeit oder einfach als Stress. „Ich kann nicht mehr runterkommen“ oder „ich stehe unter einem unerträglichen Strom“, „ich kann überhaupt keinen Frieden mehr finden“, lauten dann vielfach die Klagen.

Definition & Symptome: Störung des Wohlbefindens

In der ICD 10, der „Internationalen Klassifikation der Krankheiten“, wird die innere Unruhe unter R 45: Symptome, die die Stimmung betreffen, eingeordnet. Sie steht dort in der Reihe mit unglücklich sein, Reizbarkeit, aber auch Wut und Demoralisierung. Es sind Symptome, die per se keinen direkten Krankheitswert besitzen und deshalb auch keinem Krankheitsbild zugeordnet werden können. Sie erzeugen aber Leidensdruck und schaden dem seelischen und körperlichen Wohlbefinden. Wichtig ist die Differentialdiagnose. Denn innere Unruhe kann als Begleiterscheinung sowohl körperlicher als auch psychischer Erkrankungen auftreten. Andererseits kann sie aber aufgrund langfristigen Leidensdrucks auch eine Depression oder Angsterkrankung auslösen.

Weshalb gibt es innere Unruhe?

Innere Unruhe verspürt jeder von uns unter bestimmten äußeren Umständen, zum Beispiel angesichts einer Prüfung, während eines ungelösten Konflikts, vor anstehenden größeren Veränderungen, in Trennungssituationen, in der Pandemie usf. Das ist zunächst ein ganz natürlicher Vorgang. Sie ist letztlich ein Signal des Gehirns, vorrangig der Amygdala (des „Mandelkerns“), dass eine schwierige Situation, eine Gefahr, in Verzug ist. Denn das Gehirn ist evolutionär darauf ausgerichtet, uns Menschen vor Gefahren zu schützen. Die Botschaft an Körper und Seele lautet: Vorsicht! Sei achtsam! Verfalle nicht in Trägheit, sondern sei in Bereitschaft! Kümmere dich gut um dich! Äußerer und innerer Druck, negativer Stress, Hetze, Überforderung, kritische Situationen, Überlastungen sind die Alarmsituationen der Gegenwart, in denen das Gehirn „Gefahr!“ signalisiert.

Warum ist es sinnvoll, diese Warn- Mechanismen zu verstehen?

Innere Unruhe wird dadurch „greifbarer“. Wenn wir wissen, dass es bestimmte äußere Anlässe sind, die sie hervorrufen, sind wir ihr nicht mehr so ausgeliefert. Wir können dann versuchen, unser Leben genau anzuschauen und die belastenden Einflüsse herauszufinden. Sei es allein oder im freundschaftlichen Gespräch oder in einer Psychotherapie. Danach können wir uns in Akzeptanz üben oder Veränderungen herbeiführen und eventuell eine Behandlung mit natürlichen mitteln unterstützend einleiten.

Welche Reaktionen laufen bei Stress ab?

Es setzt dann eine Vielzahl von Reaktionen ein, die sich in Symptomen ausdrücken. Das sympathische Nervensystem wird aktiviert, Stresshormone werden ausgeschüttet, was sich in gesteigerten körperlichen Reaktionen zeigt: zum Beispiel durch Schwitzen, schnellere Atmung oder erhöhten Blutdruck. Emotionen spielen verrückt  und erschweren die kognitiven, die geistigen, Prozesse, sowie Fokussierung und Aufmerksamkeit.

Der Körper strebt nach innerer Balance

In der Regel wird der Körper aber, sobald die Belastung vorüber ist, alles einleiten, um die innere Balance wieder herzustellen. Der Wechsel zwischen innerer Unruhe und einem entspannten Seelenzustand ist also unter bestimmten Bedingungen erst einmal ein verständlicher Vorgang.  Zudem ist das Empfinden innerer Unruhe ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manche sind eher „dickfellig“ und andere eher „dünnhäutig“ und anfälliger für Nervosität, Ängstlichkeit und Unruhegefühlen .

Problematisch wird es also dann, wenn die innere, nervöse Unruhe Überhand gewinnt oder sich verselbständigt. Körper und Psyche können dann die innere Balance nicht mehr herstellen, obwohl die belastende Situation vorüber ist. Wenn sie zu quälend wird und das eigene Leben negativ beeinflusst Wenn sie gar nicht mehr weggeht.  Oder wenn sie von Angstzuständen begleitet wird.

Welche Symptome können auftreten?


   Körperlich

   Psychisch

  Verhalten

   Herzrasen
   Schweißausbrüche
   Zittern
   Erschöpfung
   Magen-Darm-Beschwerden
   Bluthochdruck
   Schlafstörungen
   Schwächegefühl
   Beklemmungsgefühle
   Schwindel

   Ängstlichkeit
   Niedergeschlagenheit
   Konzentrationsmangel
   Anspannung
   Rastlosigkeit
   Gefühl der Überforderung
   Gefühl, ständig unter Druck
   zu stehen
   Unstete Gedanken
   Negative Gedankenkreise
   Gereiztheit
   Flucht in Genussmittel und Süchte
   Rauchen und Alkohol
   Kaufzwänge
   Oft zielloses Handeln
   Schlecht zuhören können
   Fahrig werden Vernachlässigung
   sozialer Kontakte
   Getrieben sein Häufiges Grübeln
   Aggressiveres Verhalten

Wann Sie bei Unruhe und Ängstlichkeit zum Arzt gehen sollten

Wenn die innere Unruhe als besonders quälend empfunden wird, zum Beispiel durch Angstzustände und Panikattacken , und wenn sie insgesamt länger als 14 Tage andauert, sollte zunächst der Hausarzt aufgesucht werden. Das gilt ebenso, wenn stärkere körperliche Begleitsymptome wie Herzbeschwerden oder Bluthochdruck auftreten. Er wird abklären, ob eine körperliche Erkrankung dahinter steckt. Eventuell wird zudem ein neurologischer Check-up verordnet. Zudem ist eine weitere Differentialdiagnose notwendig, die Burn-out, Depression oder eine Angsterkrankung im Blick hat. Dazu wird Ihr Hausarzt Sie zu einem Facharzt für Psychiatrie oder einen Psychotherapeuten überweisen. Wenn es sinnvoll ist, zum Beispiel bei quälenden Angstzuständen, wird Ihr Arzt Ihnen stärkere Sedativa und Beruhigungsmittel verordnen.

Innere Unruhe und Angst während der Corona-Pandemie

Es ist ganz natürlich, dass eine Seuche Angst hervorruft, letztlich handelt sich dabei um eine kollektive traumatische Erfahrung. Kontrolle und Planungssicherheit gehen verloren, vieles, was selbstverständlich war, ist plötzlich nicht mehr möglich. Insbesondere ältere Menschen leiden unter der Einsamkeit durch Quarantänemaßnahmen und viele erleben auch Re-Traumatisierungen. Die Sorge um liebe Menschen gesellt sich zu der Sorge um die eigene Person.  Eltern stehen vor schweren Entscheidungen für ihre Kinder: Soll man sie zu Hause behalten und das Ansteckungsrisiko vermindern oder in die Schule schicken, damit sie dort nicht zu viel versäumen und ein halbwegs „normales“ Leben weiterleben können?

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Aus der Angst Stärke wachsen lassen

Das Ich wird am DU“ – sagte der jüdische Philosoph und Theologe Martin Buber. Wir brauchen den anderen Menschen, das menschliche Gegenüber, um uns selbst zu erfahren und entwickeln zu können.  Deshalb ist es so wichtig, während der Pandemie Kontakte zu pflegen, sei es per Telefon oder durch ein Schwätzchen aus sicherer Entfernung am Gartenzaun. Und auch wenn die Medien meist anderes vermitteln: Es gibt auch Gutes, was aus schweren und leidvollen Erfahrungen erwachsen kann. Zum Beispiel neue Kräfte, neue Perspektiven, Dankbarkeit, für das, was man hat. Sehnsucht nach lieben Menschen und das Vertrauen, das wir in unserer modernen Welt über gute Methoden verfügen, solche Seuchen doch am Ende besiegen zu können. So kann gerade eine schwere Zeit dafür sorgen, dass aus innerer Unruhe und Angst eine neue Kraft entsteht.

Was kann ich bei innerer Unruhe selbst tun?

Pflanzliche Mittel aus der Natur unterstützen Körper und Psyche bei akuter innerer Unruhe oder bei häufiger wiederkehrenden oder chronischen Beschwerden. In Ihrer Apotheke steht eine Vielzahl an Präparaten zur Auswahl, zum Beispiel auf der Basis vo, z.B.

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Diese Präparate zur Beuhigung werden ein- bis dreimal täglich eingenommen und entfalten die volle Wirkung in der Regel bei regelmäßiger Einnahme innerhalb von ein bis zwei Wochen.
Auch in Form von Kräuter- oder Arzneitees wirken sie lindernd und sorgen zudem in vielen Fällen für einen besseren Schlaf. Pflanzliche Mittel zur Beruhigung können in der Regel auch über längere Zeit angewendet werden. Ihr Apotheker oder Arzt kann Sie dahingehend beraten. Eine Vielzahl von pflanzlichen Produkten gegen Unruhe kann man in Online Apotheken kaufen.

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Nahrungsergänzungsmittel (Beispiele)

  • Der Vitamin-B-Komplex mit seinen acht Vitaminen spielt eine entscheidende Rolle im Funktionieren des Nervensystems. Ein Mangel kann innere Unruhe begünstigen. Deshalb sollten Sie Ihren Status prüfen lassen und bei Mangel auf ein Zusatzpräparat zurückgreifen.
  • Magnesium, ein Mineral, kann dem Körper bei leichten Angst- und Unruhebeschwerden helfen. Magnesium können Sie durch Ihren Speiseplan in ausreichender Menge zuführen. Vollkornprodukte, Nüsse, grünes Gemüse sind hervorragende Lieferanten. Und auch Schokolade oder Kakao sind in Maßen erlaubt. Wenn Sie ein Magnesium- Zusatzmittel einnehmen wollen, sollten Sie zunächst Ihren Arzt fragen, denn eine Überdosierung kann zu Durchfällen führen.
  • Omega-3-Fettsäuren können bei Ängsten und depressiven Verstimmungen zur Linderung beitragen. Diesbezügliche Nahrungsergänzungsmittel garantieren die erforderliche Dosis. Allerdings bestehen möglicherweise auch Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten, so dass Sie auch hier die Einnahme mit Ihrem Arzt absprechen sollten.

Wie kann ich Resilienz und Gelassenheit trainieren?

Resilienz ist der moderne Begriff für die innere Kraft, schwere Situationen zu bewältigen. Sie ist unter den Menschen unterschiedlich verteilt. Aber die gute Nachricht der Forschung lautet: Wir können Resilienz und innere Ruhe, Gelassenheit, trainieren – wie einen Muskel. Empfohlen wird dafür zum Beispiel die Achtsamkeitspraxis.

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Wege der Achtsamkeit


Achtsamkeit (mindfulness) ist heute in aller Munde. Achtsamkeit bedeutet allgemein, ganz im Hier und Jetzt sein zu können, „im gegenwärtigen Augenblick“, ohne zu werten und zu urteilen, und das anzunehmen, was gerade ist – Gutes und Belastendes, Trauriges. Sie wird mit Fokussierung, Vertiefung, Konzentration, aber auch mit Lebendigkeit, Freude und der Fähigkeit zu Mitgefühl verknüpft. Zur gezielten Stressreduktion haben sich zum Beispiel MBSR-Kurse (Mindful-based stress reduction) etabliert. Achtsamkeit hilft insgesamt, den Geist besser „im Griff zu haben“ und das Leben viel bewusster zu erleben. Das gilt für die schönen und die schweren Stunden.

 

Welche Tipps gibt zur Stressbewältigung gibt es noch?

  • Körperliche Bewegung
Moderate und kontinuierliche körperliche Bewegung, am besten in der Natur, ist bei innerer Unruhe ein Heilmittel ersten Ranges.
  • Ihr Mantra finden – z.B.
 „Ich erlaube mir, gesund zu sein
(Mantra aus: Sophie Mahler: Male Gesundheit in dein Leben, Trinity Verlag 2016)
  • Nicht zu viel vornehmen
Nehmen Sie sich nicht zu viel vor und entwickeln neuen Ehrgeiz. Es geht nicht darum, die innere Unruhe „zu bekämpfen“, sondern einen heilsamen Weg der Transformation in Seelenruhe zu gehen. Es genügt, kleine, die Ruhe fördernde Rituale in den Tag zu integrieren.
  • Innere Ressourcen aktivieren
Besinnen Sie sich auf Ihre inneren Stärken. Dabei hilft es, wenn Sie sich wiederholt Situationen vergegenwärtigen, die Sie erfolgreich gemeistert haben. Wie haben Sie das geschafft, was hat Ihnen geholfen?
  • Wesentlich werden
Es lohnt sich, über ein paar Tage hinweg ein detailliertes Tagebuch zu führen und genau aufzuschreiben, wie viel Zeit was in Anspruch nimmt: Familie, Schlaf, Arbeit, Kontakte, Internet, Hausarbeit usw. Sie werden staunen, wie viele Zeitfresser es gibt, die mit Wesentlicherem und mit Gesundheitsritualen gefüllt werden könnten. Auf ausreichenden Schlaf sollten Sie aber nicht verzichten.
  • Dankbar sein
Corona hat uns besonders drastisch vor Augen beführt, dass nichts selbstverständlich ist und dass wir mitnichten stets alles im Griff haben. Vieles Gute wird uns „geschenkt“. Gerade in schweren Zeiten ist es heilsam, ein Dankbarkeits-Tagebuch zu führen. Nichts Aufwendiges, sondern abends einige Minuten in Stille rückbesinnen: Was war an diesem Tag gut? Auch die Kleinigkeiten aufschreiben, erinnern und verinnerlichen.

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