Rheuma - eine Krankheit mit vielen Gesichtern
Inhaltsverzeichnis
Rheuma ist weit verbreitet
In den Köpfen vieler Menschen wird Rheumaleider nach wie vor mit dem Älterwerden und Kälteempfindlichkeit in Verbindung gebracht. Rheumatische Krankheiten nehmen immer mehr zu. Laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. sind 1,5 Millionen Erwachsene plus etwa 15.000 Kinder in Deutschland allein von entzündlichen Rheumaerkrankungen betroffen.
Viele Millionen weitere leiden an anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Welche Ursachen Rheuma hat, lässt sich aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Rheumaarten nicht pauschal sagen. Bei manchen Arten ist die genaue Ursache nicht bekannt und oft kommt eine Kombination aus mehreren Faktoren infrage. Eine Rolle spielen Vererbung bzw. genetische Disposition, Lebenswandel (Bewegung und Ernährung) sowie andere Umweltfaktoren wie zum Beispiel Viren und Bakterien.
Häufige Fragen zum Thema Rheuma
Welche Beschwerden treten auf?
Welche Beschwerden treten auf?
Häufige rheumatische Beschwerden sind Gelenk-, Muskel- und Rückenschmerzen, Steifigkeit, Bewegungseinschränkungen und in schlimmeren Fällen Deformationen. Diesen Symptomen liegen oft Gelenksentzündungen (sogenannte Arthritiden) zugrunde. Mitunter sind auch Muskeln, Bänder, Sehnen und Knochen betroffen.
Kann man Rheuma vorbeugen?
Kann man Rheuma vorbeugen?
Ärzte raten in den meisten Fällen zu Bewegung, gesünderer Ernährung (viel Obst und Gemüse, mindestens 2 Liter Wasser oder Kräutertee täglich, Konsum von Alkohol und Kaffee reduzieren) sowie nicht zu rauchen. Rheumatische Erkrankungen sind oft genetisch bedingt oder zumindest spielt die Vererbung oft eine Rolle. Vorbeugung ist somit nur zum Teil möglich.
Grundsätzlich gilt: Je früher die Krankheit diagnostiziert wird, desto besser kann sie meist behandelt werden. Gerade bei Rheumatoider Arthritis ist es wichtig, baldmöglichst ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen und eine entsprechende Therapie zu beginnen. In vielen Fällen kann die Gelenkzerstörung dann gestoppt oder deren Fortschreitung verlangsamt werden.
Warum muss man bei Rheuma einen Arzt aufsuchen?
Warum muss man bei Rheuma einen Arzt aufsuchen?
Personen, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, müssen viel Geduld mitbringen. Suche deinen Hausarzt und gegebenenfalls einen erfahrenen Rheumatologen auf, sobald die ersten Symptome auftreten. Denn als Laie kann man seine Symptome in der Regel nicht richtig einschätzen. Lassen Sie sich vom Arzt alle Informationen geben, die Sie benötigen, und trauen Sie sich, bei Unklarheiten nachzufragen. Es ist keine Schande, wenn man etwas nicht auf Anhieb versteht - Ärzte sind dafür da, die geeignete Therapie für Sie zu finden. Sie können beruhigt sein: Viele Betroffene schaffen es, trotz Rheuma und damit zusammenhängender Beeinträchtigungen ein glückliches und ausgefülltes Leben zu führen.
Welche Medikamente kommen infrage?
- Im akuten Fall kann Cortison (fachsprachlich Corticosteroiden) gegeben werden.
- Gegen Schmerzen werden sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (Synonym: nichtsteroidale Antiphlogistika) verordnet. Diese enthalten kein Cortison, sollten aber nur bei Bedarf eingenommen werden, da sie lediglich die Symptome und nicht die Ursachen bekämpfen und bei längerfristiger Einnahme schädliche Nebenwirkungen haben.
- Bei bestimmten Arten von Rheuma kommen sogenannte Basismedikamente zum Einsatz. Manchmal wird auch der englische Begriff DMARDs (disease-modifying anti-rheumatic drugs) verwendet. Bekannte Vertreter sind beispielsweise Methotrexat oder Salazopyrin.
- Neuere Medikamente sind die sogenannten Biologica, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.
Autoimmunerkrankungen
Rheumatoide Arthritis (RA):
Die alte Bezeichnung lautet "chronische Polyarthritis". Die Polyarthritis gehört zu den Autoimmunerkrankungen: Das Immunsystem greift körpereigenes, gesundes Gewebe - im Falle von Rheuma die Gelenke - an, anstatt körperfremde Eindringlinge zu bekämpfen. Die Folge sind Entzündungen. Es können kleine und große Gelenke betroffen sein bei in der Regel symmetrischem Befall. Hauptsymptom ist die Morgensteifigkeit in den Fingern. Rheumatoide Arthritis gilt als nicht heilbar.
Sie kann sich kontinuierlich verschlimmern oder jahrelang gleich bleiben, der individuelle Verlauf ist sehr unterschiedlich: In manchen Fällen kann die Erkrankung zum Stillstand (sogenannte Remission) gebracht werden, in schweren Fällen kann es zur Gelenkzerstörung kommen bis hin zur Invalidität. Auch Kinder können betroffen sein, die Krankheitsbezeichnung lautet dann "Juvenile ideopathische Arthritis". Bei Kindern wird sie in der Regel im Alter zwischen 2 und 4 Jahren diagnostiziert, in Ausnahmefällen schon früher.
Morbus Bechterew:
Morbus Bechterew betrifft die Wirbelsäule, daher auch die alternative Bezeichnung Spondylitis ankylosans. Es können Verknöcherungen in der Wirbelsäule entstehen bis hin zum Worst Case, dass sich die Wirbelsäule versteift. Die Autoimmunkrankheit ist vererbbar und gilt als unheilbar. Die meisten Patienten weisen den Faktor HLA B27 im Blut, bei einem kleinen Prozentsatz ist dieser Faktor nicht vorhanden. Die Rückenschmerzen treten in der Regel nachts auf, dazu kommt Morgensteifigkeit, oft tritt auch eine Augenentzündung auf (dann schnell den Augenarzt aufsuchen, um irreversible Schäden zu vermeiden!). Behandlungsziel ist die Erhaltung der Beweglichkeit.
Abnützungs- oder verschleißbedingte Gelenkentzündungen
Reaktive/infektassoziierte Arthritis:
Auch verschiedene Infektionen können Entzündungen in den Gelenken auslösen. Dabei treten die Gelenkschmerzen plötzlich, von einem Tag auf den anderen, auf. Es ist schwierig, die zugrundeliegende Infektion zu identifizieren und/oder zu behandeln. Mögliche Infektionen, die Gelenkentzündungen auslösen können, sind Chlamydien, Lyme-Borreliose, Hepatitis C und andere. Ist die Infektion klar, wird sie mit Antibiotika behandelt. Jedoch klingen die Symptome oft auch nach kurzer Zeit von allein wieder ab, sobald das Immunsystem die eigentliche Infektion erfolgreich bekämpft hat. Mit allgemeinen Hygienemaßnahmen kann man Infektionen vorbeugen, sie aber nicht komplett verhindern.
Osteoarthritis:
Vielen besser unter der Bezeichnung Arthrose bekannt, bezeichnet Osteoarthritis Gelenkentzündungen aufgrund von Abnützung oder Verschleiß. Arthrose betrifft meist Schultern, Hände, Hüfte, Wirbelsäule oder Knie. Das Risiko, an Arthrose zu erkranken steigt mit dem Alter, bei Übergewicht, Überbeanspruchung des Gelenks und schwachen Muskeln. Auch die Gene scheinen eine Rolle zu spielen. Man schätzt, dass etwa 50 % aller Menschen im Laufe ihres Lebens eine Kniearthrose entwickeln. In vielen Fällen muss das Knie letztendlich operiert werden und ein künstliches Kniegelenk eingesetzt werden. In weniger schlimmen Fällen wird Bewegung (auch wenn das Gelenk schmerzt!), sowie Reduzierung von Übergewicht empfohlen. Zur Unterstützung im Alltag gibt es verschiedene Hilfsmittel und Gerätschaften, um beispielsweise eine Flasche zu öffnen.
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Weichteilrheuma
Systemischer Lupus erythematodes (SLE):
Diese heimtückische Krankheit betrifft den ganzen Körper und die Liste der möglichen Symptome ist lang. Neben Gelenk- und Muskelschmerzen können Fieber, Brustschmerzen, Haarausfall, geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit, eine spezielle Form der Anämie mit einer verminderten Anzahl weißer Blutkörperchen, Kopfschmerzen und andere neurologische Symptome auftreten. Leitsymptom ist die Schmetterlingsröte (fachsprachlich Schmetterlingserythem) im Gesicht. Auch Organe wie Herz, Lunge oder Nieren können betroffen sein, was zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Lupus gilt als nicht heilbar und kann unterschiedlich schwer verlaufen. Im Gegensatz zu anderen Rheumaarten kommt es hier nicht zu schweren Gelenkzerstörungen. Betroffene sollten Sonnenlicht meiden.
Psoriasis-Arthritis:
Bis zu 15% der von Psoriasis (Schuppenflechte) betroffenen Personen entwickeln später zusätzlich eine Arthritis. Dann sind sowohl Gelenke oder Wirbelsäule als auch die Haut betroffen. Psoriasis-Arthritis gilt als unheilbar. Eine Ursache ist nicht bekannt, man vermutet bakterielle oder Virusinfektionen. Da kein Rheumafaktor im Blut vorhanden ist, ist die Diagnose oft schwer zu stellen. Alkohol kann die Symptome verschlimmern.
Fibromyalgie:
Fibromyalgie ist eine nichtentzündliche rheumatische und nach wie vor rätselhafte, wenn auch inzwischen anerkannte Erkrankung. Das Syndrom betrifft die Weichteile des Körpers, weshalb Fibromyalgie auch als Weichteilrheuma bezeichnet wird. Die Symptome sind vielfältig und unterscheiden sich von Person zu Person. Im Vordergrund liegen chronische, diffuse Schmerzen in Gelenknähe, Morgensteifigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Depressionen oder depressive Verstimmungen und viele mehr. Manche Betroffene vergleichen die Schmerzen mit einem sehr starken Muskelkater. Innere Organe sind nicht betroffen.
Eine Reihe auslösender Faktoren werden diskutiert, darunter Stress, psychologische Faktoren sowie Nährstoff- und Vitaminmangel. Diagnostiziert wird Fibromyalgie in der Regel mithilfe der Triggerpunkte, auch Tender Points genannt, die sich an verschiedenen Körperstellen befinden. Bei den Betroffenen löst bereits ein leichter Druck darauf einen starken Schmerz aus. Den größten Erfolg verspricht ein multimodaler Therapieansatz. Sehr wichtig ist hier, dass der Patient selbst Verantwortung für seine Gesundheit übernimmt und Bewegung macht, die ihm guttut. Bewährt hat sich eine Kombination aus Psychotherapie, gesünderer Ernährung und medikamentöser Behandlung zur Linderung der Symptome.
Stoffwechselstörungen
Gicht:
Gicht ist eine Stoffwechselstörung, bei der Harnsäurekristalle im Blut eine Entzündung verursachen, oft im großen Zeh. Harnsäure fällt beim Abbau von Purin an, das in den Körperzellen vorkommt. Die Kristalle können extreme Schmerzen auslösen - den berüchtigten Gichtanfall. Die Prognose ist allerdings gut. Kurzfristig können Schmerzmittel angebracht sein sowie die Kühlung der entzündeten Stelle mit Eis. Im Gegensatz zu allen anderen Rheumaarten, die wir hier beschrieben haben, sollte das Gelenk bei Gicht möglichst ruhen und möglichst nicht bewegt werden! Längerfristig ist es ratsam, zur Vorbeugung von erneuten Gichtanfällen auf eine purinarme Ernährung (wenig Alkohol, Fleisch und Fisch) umzustellen.
Andere teilen rheumatische Krankheiten aber auch ganz einfach nach "entzündlich" und "nichtentzündlich" ein.
Rheumatologen sind darauf spezialisiert
Ansprechpartner ist in erster Linie der Hausarzt. In einem ersten Schritt wird er Blut abnehmen und gegebenenfalls ein Röntgenbild anfertigen lassen. Je nach Ergebnis wird er Sie zu einem Rheumatologen überweisen. Die Therapie richtet sich dann nach der jeweiligen Erkrankung. In manchen Fällen kann eine Diagnose nicht mit letzter Sicherheit gestellt werden. Dann wird symptomatisch behandelt.