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Histaminintoleranz – Symptome erkennen und behandeln

Manuela Hildebrand

Manuela Hildebrand

Frau mit Hautausschlag
Leckeres Essen und dazu ein Glas Wein – für viele Menschen ist das der Inbegriff von Entspannung und Genuss. Allerdings können bestimmte Lebensmittel bei Personen mit einer Histaminunverträglichkeit unerwünschte Symptome auslösen. Juckreiz, Kopfschmerzen und Schnupfen können erste Anzeichen einer Histaminintoleranz sein. Was Sie bei Verdacht auf eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin tun können und was Histamin genau ist, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Histamin?

Histamin [1] kommt im menschlichen Organismus und in vielen Lebensmitteln vor. Es handelt sich hierbei um ein sogenanntes biogenes Amin. Im Körper dient Histamin als wichtiger Botenstoff. Es ist unter anderem am Verdauungsprozess, der Immunabwehr, der Regulierung des Blutdrucks, der Appetitkontrolle sowie am Schlaf-Wach-Rhythmus beteiligt. Histamin ist aber auch dafür verantwortlich, dass Gewebe bei einer Entzündungsreaktion anschwillt oder juckende Quaddeln nach einem Mückenstich auftreten. Der Botenstoff ist noch an vielen weiteren Prozessen im menschlichen Körper beteiligt. Da dieser Stoff eine so wichtige Rolle in unserem Organismus spielt, wird er auf Vorrat gebildet und gespeichert. Bei Bedarf kann der Körper Histamin freisetzen.

Eine Unverträglichkeit gegenüber Histamin wird häufig als Allergie bezeichnet. Dies ist jedoch nicht ganz richtig, man geht hier nicht von einer Allergie, sondern von einer Stoffwechselstörung aus [2]. Auch die Bezeichnung „Histaminintoleranz“ wird kritisch gesehen. Von einer Intoleranz spricht man in der Regel dann, wenn im Körper bestimmte Transportproteine oder Enzyme fehlen und es daher zu entsprechenden Reaktionen im Körper kommt. Richtig wäre daher, von einer Histaminunverträglichkeit zu sprechen. Da der Begriff Histaminintoleranz aber weit verbreitet und allgemein genutzt wird, wollen wir diesen hier beibehalten.

In welchen Lebensmitteln steckt viel Histamin?

Histamin bildet sich in eiweißreichen Lebensmitteln [4]. Unter der Einwirkung von Pilzen und Bakterien entsteht aus der Aminosäure Histidin das Histamin. Typische Beispiele für histaminhaltige Lebensmittel sind gereifter Käse sowie Sauerkraut und Wurst. Histamin entsteht auch auf natürliche Weise, wenn Lebensmittel verderben. Das bedeutet, dass sich der Gehalt an Histamin in Lebensmitteln verändert. Dieser ist von Umständen wie der Lagerdauer, der Reifung und der Verarbeitung abhängig. Da verschiedene Faktoren hier Einfluss nehmen, ist es schwierig, Lebensmitteln einen genauen Histamingehalt zuzuweisen und diese allgemein als „verträglich“ oder „unverträglich“ einzustufen.


Folgende Lebensmittel haben häufig einen hohen Histamingehalt und lösen bei vielen Betroffenen Beschwerden aus:

  • alkoholische Getränke wie Wein und Champagner
  • Käse, vor allem lange gereifte Varianten
  • Fisch, insbesondere Fischkonserven und geräucherte Fischwaren
  • Tomaten und Produkte aus Tomaten wie Pizzasauce und Ketchup
  • Salami, Rohschinken, Rohwürste und geräucherte Fleisch- und Wurstvarianten
  • Essig und in Essig eingelegte Lebensmittel, zum Beispiel Essiggurken
  • Buttermilch, Joghurt
  • Pilze
  • hefehaltige Backwaren

Es gibt auch Histaminliberatoren. Hierbei handelt es sich um Lebensmittel, die zwar selbst nicht viel Histamin enthalten, aber dafür sorgen, dass Histamin im Körper freigesetzt wird. Dazu gehören beispielsweise Kakaoprodukte, Nüsse, Muscheln, Tintenfische, Champignons sowie einige Obstsorten (wie etwa Erdbeeren, Kiwi, Ananas und Zitrusfrüchte) sowie Glutamat und einige Zusatz- und Konservierungsstoffe.

Daneben gibt es einige Lebensmittel, die den Abbau von Histamin verzögern können. Dazu gehören unter anderem Alkohol, schwarzer und grüner Tee, Energydrinks, Papaya, Glutamat, Kakaoprodukte und Ananas.
Lebensmitteln mit viel Histamin

Was ist eine Histaminintoleranz?

Bei einer Histaminintoleranz handelt es sich um eine Unverträglichkeit gegenüber Lebensmitteln, die Histamin enthalten. Verzehren Betroffene histaminhaltige Lebensmittel, können die unterschiedlichsten Symptome beobachtet werden. Diese Symptome sind oftmals unspezifisch und können leicht mit einer allergischen Reaktion verwechselt werden. Bei einer Histaminunverträglichkeit handelt es sich streng genommen jedoch nicht um eine Allergie.

Bei einer Unverträglichkeit gegenüber Histamin liegt ein Ungleichgewicht zwischen dem Abbau des Botenstoffs und seiner Bildung im Körper beziehungsweise der Aufnahme über die Nahrung vor. Befindet sich zu viel Histamin im Körper, kann es zu allergieähnlichen Symptomen kommen. Wann der Histamingehalt im Körper zu hoch ist und Reaktionen erfolgen, ist individuell sehr verschieden. Eine Ursache für das Ungleichgewicht und eine Überschreitung des individuellen Maximums kann ein zu geringer Abbau des Histamins sein.

 Am Abbau von Histamin sind die folgenden zwei Enzyme beteiligt: 

  1. Diaminoxidase (kurz DAO) wird von den Darmschleimhautzellen produziert und baut extrazelluläres (freies) Histamin ab.
  2. Histamin-N-Methyltransferase (kurz HNMT): Dieses Enzym baut nur intrazelluläres Histamin ab und dies vor allem in der Bronchialschleimhaut, der Leber, den Nieren und im Zentralnervensystem. 
Bei Menschen mit einer Histaminintoleranz ist dieser Abbauprozess vermutlich beeinträchtigt. Bei einigen Betroffenen scheint es jedoch weitere mögliche Zusammenhänge zu geben. So kommt es bei einigen nur unter bestimmten Umständen zu Beschwerden. Bei Frauen kann dies etwa kurz vor Einsetzen der Menstruation der Fall sein. Auch in Verbindung mit Alkohol und der Einnahme bestimmter Medikamente wurde dies beobachtet.

Frauen sind häufiger von einer Histaminintoleranz betroffen als Männer.
Experten gehen davon aus, dass etwa ein bis drei Prozent der europäischen Bevölkerung unter einer solchen Unverträglichkeit leiden. Zudem tritt die Histaminintoleranz bei vielen Menschen erst in der zweiten Lebenshälfte auf. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob diese angeboren oder erworben ist.

Welche Symptome und Beschwerden treten bei einer Histaminintoleranz auf?

Die Symptome einer Histaminintoleranz können sehr vielfältig sein, da dieser Botenstoff an vielen verschiedenen Prozessen im Körper beteiligt ist. Betroffene können hier sehr individuelle Erfahrungen machen. Die Symptome unterscheiden sich nicht nur in ihrer Art, sondern auch in ihrer Intensität. Die Beschwerden können wenige Minuten bis hin zu mehreren Stunden nach dem Verzehr von histaminhaltigen Nahrungsmitteln auftreten.


Folgende Symptome sind bei einer Histaminunverträglichkeit möglich:

Atmungssystem

Haut und Schleimhaut

  • Juckreiz
  • Rötungen (sogenannter Flush)
  • Schwellungen
  • geschwollene Augenlider
  • Quaddelbildung

Verdauungsorgane

Herz-Kreislauf-System

 Nervensystem

Welche Ursachen stecken hinter einer Histaminintoleranz?

Zu Beschwerden durch eine erhöhte Histaminbelastung im Körper kann es in folgenden Fällen kommen:

  1. Wer häufig und in großer Menge histaminhaltige Lebensmittel zu sich nimmt, hat eine höhere Histaminbelastung. Dies gilt auch für den Verzehr von Histaminliberatoren und die Einnahme von histaminfreisetzenden Medikamenten.
  2. Menschen mit vielen histaminbildenden Bakterien im Darm können eher von einer hohen Histaminbelastung betroffen sein.
  3. Auch wenn eine zu geringe Abbaukapazität von Histamin vorliegt, kann die Belastung hoch sein. Dazu kann es kommen, wenn zu wenig der abbauenden Enzyme vorhanden sind oder diese Enzyme nicht ausreichend arbeiten.
Verstärkt werden die Beschwerden durch eine Kombination aus einer zu geringen Abbaukapazität und einem zu hohen Gehalt an Histamin im Körper.

Wichtig zu wissen:
Die Verträglichkeit von Histamin ist auch bei gesunden Menschen begrenzt. Wenn zu viel Histamin aufgenommen wird, kann das Vergiftungserscheinungen auslösen. Wird beispielsweise nicht fachgerecht gelagerter, schlecht gekühlter Fisch verzehrt, kann es zu einer Fischvergiftung kommen. Hier ist Histamin maßgeblich beteiligt. Durch das Braten oder Kochen wird Histamin im Übrigen nicht zerstört.
Ärztin führt Anamnese durch

Wie wird eine Histaminintoleranz diagnostiziert?

Es ist nicht einfach, eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren. Bislang gibt es keine Labortests, die eine solche Unverträglichkeit zweifelsfrei nachweisen könnten. Die behandelnde Ärztin beziehungsweise der behandelnde Arzt wird daher zunächst einmal eine gründliche Befragung (Anamnese) vornehmen. Bei der Anamnese können Betroffene ihre Symptome und Beobachtungen schildern. Dann folgen zumeist weitere Untersuchungen, um andere Ursachen für die Beschwerden auszuschließen. Das heißt, es wird untersucht, ob eventuell eine Allergie oder eine Unverträglichkeit gegenüber anderen Nahrungsmitteln vorliegt.

Da die Symptome einer Histaminunverträglichkeit [5] sehr unterschiedlich und die Auslöser von Mensch zu Mensch verschieden sein können, muss individuell nach der Ursache geforscht werden. Hier profitieren Betroffene von einem Symptom- und Ernährungstagebuch. In einem solchen Tagebuch halten Betroffene fest, was sie essen und welche Symptome auftreten. Zudem ist eine dreistufige Ernährungsumstellung Teil der Therapie:

  1.  Phase: Die erste Phase der Ernährungsumstellung umfasst 10 bis 14 Tage. In dieser Phase liegt der Schwerpunkt auf histaminarmer Ernährung. Auf dem Speiseplan steht eine Mischkost mit hohem Gemüseanteil. Ziel in dieser Phase: Beschwerden lindern und Verdauung normalisieren.
  2. Phase: Die zweite Phase umfasst bis zu sechs Wochen. In dieser Zeit werden einzelne Lebensmittel wieder in den Speiseplan aufgenommen. So können Patienten testen, welche Lebensmittel sie vertragen.
  3. Phase: In der dritten Phase haben Betroffene eine Ernährung gefunden, die zu ihnen passt. Die Lebensqualität ist wieder höher und Betroffene müssen lediglich auf jene Lebensmittel verzichten, die bei ihnen zu Unverträglichkeitsreaktionen führen.

Ziel dieser Umstellung ist es, eine Ernährung zu etablieren, die eine hohe Lebensqualität ermöglicht. Gleichzeitig sollen Patienten davor bewahrt werden, strenge Diäten einhalten und auf eine große Bandbreite an Lebensmitteln verzichten zu müssen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei einer Histaminintoleranz?

Bei einer Histaminintoleranz können lediglich die Symptome durch die Ernährungsumstellung gelindert werden. Eine ursächliche Therapie gibt es bislang noch nicht. Allerdings können viele Betroffene im Anschluss an die dreiphasige Ernährungsumstellung weitgehend beschwerdefrei leben. Zusätzlich kann mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden, ob eine Einnahme von Diaminoxidase sinnvoll ist. 

Folgende Tipps können ebenfalls helfen:
  • Verzehren Sie Lebensmittel möglichst frisch. Durch eine längere Lagerung kann sich der Gehalt an Histamin in Lebensmitteln erhöhen.
  • Vitamin C kann helfen, dass Histamin im Körper schneller abgebaut wird. Achten Sie daher darauf, viel histaminarmes Obst und Gemüse zu essen.
  • Eventuell kann die Einnahme bestimmter Medikamente eine Erleichterung bringen. Holen Sie sich hier ärztlichen Rat.
  • Holen Sie sich eine App, um den Histamingehalt von Lebensmitteln zu checken. Eine solche App gibt einen guten Überblick. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass der Histamingehalt von Lebensmitteln starken Schwankungen unterliegt und von verschiedenen Faktoren wie der Lagerdauer abhängt.
  • Die psychische Verfassung spielt ebenfalls eine Rolle. Anspannung, Stress, Angst und Schmerzen können die Ausschüttung von Histamin begünstigen.

Medikamente können die Beschwerden lindern

Können Sie einmal nicht auf histaminhaltige Lebensmittel verzichten, so können sogenannte Antihistaminika bei einer Histaminintoleranz zum Einsatz kommen. Diese können die Beschwerden lindern. Manche Betroffene berichten, dass ihnen die Einnahme von DAO (Diaminoxidase) in Form von Kapseln hilft. Diese werden zu den Mahlzeiten eingenommen. Allerdings ist deren Wirksamkeit bislang noch nicht durch Studien belegt.

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Diätetisches Management von Histaminintoleranz

In manchen Fällen ist die Unverträglichkeit gegenüber histaminhaltigen Lebensmitteln möglicherweise so stark ausgeprägt, dass nur noch sehr wenige Lebensmittel vertragen werden. Hier kann es sinnvoll sein, sich neben einer histaminarmen Ernährungsweise zusätzlich mit Supplementen zu versorgen, um wieder mehr Lebensmittel in den Speiseplan aufnehmen zu können.

Hierbei werden in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt Tabletten mit dem DAO-Enzym eingenommen. Es handelt sich in diesem Fall um Supplemente für spezifische medizinische Zwecke [6]. Dies kann auch unter dem Aspekt sinnvoll sein, dass ansonsten nicht alle notwendigen Nährstoffe aufgenommen werden können. Auch Antihistaminika können die mit einer Histaminintoleranz assoziierten Beschwerden lindern [7]. Betroffene sollten sich rund um das diätetische Management ihrer Histaminintoleranz mittels der Supplementierung des DAO-Enzyms oder der Einnahme von Antihistaminika ärztlich beraten lassen.

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Quellen

Quellenverzeichnis:

[1] https://www.gesundheitsinformation.de/glossar/histamin.html

[2] https://www.mikrooek.de/labordiagnostik/fuer-aerzte-und-therapeuten/allergien-und-unvertraeglichkeiten/histaminintoleranz/

[3] https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelshyunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz

[4] https://www.chemie.de/lexikon/Histamin-Intoleranz.html#Unvertr.C3.A4gliche_Nahrungsmittel

[5] https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/die-richtige-ernaehrung-bei-histaminintoleranz/

[6] https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/04_AntragstellerUnternehmen/02_DiaetetischeLM/03_DiaetLM_MedizinZwecke/lm_diaet_medizin_node.html

[7] https://www.aerzteblatt.de/archiv/53958/Die-verschiedenen-Gesichter-der-Histaminintoleranz

https://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/testen-statt-verzichten-schnelle-hilfe-bei-histamin-intoleranz-7001.php

https://www.ugb.de/exklusiv/fragen-service/was-ist-histamin-wo-kommt-es-vor/?histamin-fleisch

https://www.meine-gesundheit.de/krankheit/krankheiten/histaminintoleranz

https://www.chemie.de/lexikon/Histamin-Intoleranz.html

https://www.labor-limbach.de/fuer-aerzte/diaminooxidase-dao-histaminintoleranz/

https://www.rosenfluh.ch/media/ernaehrungsmedizin/2022/02/05_SZE_2_22_Histamin_Schmid_V07.pdf

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