Mercurialis – Effektiv bei entzündlichen Veränderungen der Haut und Schleimhäute
Das angeblich vom Götterboten Merkur entdeckte Bingelkraut (Mercurialis) ist eines der ältesten Arzneimittel. Bereits im alten Griechenland wurde die Heilpflanze zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden und zur Geburtseinleitung eingesetzt. In der Volksheilkunde kommt Mercurialis-Tee als harntreibendes und abführendes Mittel zur Anwendung.
Herkunft und Vorkommen
Das zu den Wolfsmilchsgewächsen (Euphorbiaceae) gehörende Bingelkraut (Mercurialis perennis) ist in Europa, Vorderasien und im Mittelmeerraum heimisch. Die Pflanze wächst vorrangig in schattigen, kalkreichen Bereichen von krautreichen Nadel-, Eichen-, Buchen- und Eschenauenwäldern. Arzneilich genutzt wird das Kraut der Pflanze (Mercurialis herba). Dieses wird von April bis Oktober gesammelt, getrocknet und anschließend für anthroposophische und homöopathische Zubereitungen verwendet.
Inhaltsstoffe
Mercurialis enthält folgende Inhaltsstoffe:
- ätherisches Öl
- Saponine
- Bitter- und Scharfstoffe
- Cyanoglykoside
- Flavonoide (u.a. Kämpferolglykoside und Rutin)
- den roten Farbstoff Hermidin
Wirkung
Mercurialis wirkt gemäß der Volks- und Erfahrungsheilkunde leicht krampflösend (spasmolytisch), leicht entzündungshemmend (antiphlogistisch), galletreibend, harntreibend (diuretisch), geburtseinleitend und menstruationsfördernd (emmenagog). Zudem fördert Mercurialis die Darmentleerung (Defäkation) und kann daher als Laxans eingesetzt werden. Frisches Bingelkraut gilt als giftig und kann bei Einnahme größerer Mengen zu verstärktem Speichelfluss, Appetitlosigkeit, Durchfall sowie eine Rotfärbung des Harns führen. Die Heilpflanze verliert mit dem Trocknen ihre Giftigkeit.
Anwendungsgebiete
In der Volks- und Erfahrungsheilkunde kommt Mercurialis in den folgenden Bereichen zur Anwendung:
- bei Ausbleiben der Regelblutung (Amenorrhöe) und Menstruationsbeschwerden
- als Diuretikum zur Entwässerung
- bei rheumatischen Beschwerden
- bei Verdauungsbeschwerden und Verstopfung
- entzündlichen Hautveränderungen
Darreichungsformen
Mercurialis können Sie in Form von Salben, Augentropfen, Zäpfchen, Dilutionen, Tinkturen und Globuli in Ihrer Apotheke erhalten.
Mercurialis Salben
So können Sie Mercurialis Salben (u. a. die anthroposophische Salbe mit Mercurialis Urtinktur von WALA) zur Behandlung von eitrigen und nur unzureichend heilenden Hauterkrankungen (u. a. Ekzeme) einsetzen. Die Salbe fördert zudem das Abheilen von chronisch-entzündlichen Wunden, Schrunden (Rhagaden), Furunkeln und Hauteinrissen (Fissuren). In aller Regel tragen Sie die Salbe ein- bis dreimal täglich dünn auf den betroffenen Hautbereich auf.
Mercurialis Augentropfen
Daneben stehen Ihnen Mercurialis Augentropfen (u. a. von WALA mit Mercurialis perennis D3) zur Verbesserung von Augenbeschwerden aufgrund unzureichender Tränenflüssigkeit zur Verfügung. Der anthroposophischen Menschen- und Naturerkenntnis entsprechend können die Augentropfen die Produktion und Ausschüttung von Tränenflüssigkeit im Auge anregen. Insbesondere mit einem Tränenmangel oder einer trockenen Bindehautentzündung (Konjunktivitis) assoziierte Beschwerden können so gelindert werden.
In aller Regel tropfen Sie hierzu ein- bis dreimal täglich jeweils einen Tropfen des Augentherapeutikums in jeden Bindehautsack. Bei Bedarf können Sie die Tropfen auch häufiger (höchstens alle zwei Stunden) anwenden.
Mercurialis Zäpfchen (Suppositorien)
Mercurialis Zäpfchen eignen sich zur innerlichen Behandlung schmerzhafter, ödematös-nässender und akuter sowie chronisch-entzündlicher Hautveränderungen im Analbereich. Zu diesen gehören beispielsweise Hämorrhoiden, Fissuren (Hauteinrisse) sowie Entzündungen des Bindegewebes im Bereich von Mastdarm und After (Periproktitis). Führen Sie zur Linderung Ihrer Beschwerden ein- bis zweimal täglich jeweils ein Zäpfchen in Ihren Mastdarm ein.
Mercurialis Dilutionen
Es werden auch homöopathische Verdünnungen (Dilutionen) mit Mercurialis angeboten. Diese wirken über die Mundschleimhaut und können unter anderem bei Erkältungserkrankungen und grippalen Infekten unterstützend eingesetzt werden. Zur Selbstbehandlung eignen sich vorrangig die Potenzen D2 bis D12. Sie nehmen nach Bedarf ein- bis dreimal täglich jeweils fünf Tropfen ein. Die Einnahme von LM-Potenzen sollte in Absprache mit einem homöopathisch erfahrenen Therapeuten erfolgen.
Anwender- und Risikogruppen
Mercurialis Salben (u. a. WELEDA) eignen sich zur Anwendung bei Erwachsenen und Kindern ab dem ersten Lebensjahr. Da häufig noch weitere Inhaltsstoffe verwendet werden, sollten Sie Kinder dennoch erst nach aufmerksamen Lesen der Packungsbeilage oder Konsultation eines Arztes mit Mercurialis Salben behandeln. Mercurialis Zäpfchen dürfen Sie lediglich bei Kindern anwenden, die das 12. Lebensjahr vollendet haben.
Aufgrund ihres Alkoholgehalts besteht bei Dilutionen und Tinkturen ein potentielles Risiko für Kinder, Schwangere sowie für Personen mit Epilepsie, einer Hirnschädigung, Lebererkrankung oder Alkoholerkrankung. Zudem sollten schwangere Frauen aufgrund der geburtseinleitenden Wirkung der Heilpflanze auf die innerlich Anwendung von Mercurialis Präparaten verzichten. Mercurialis hemmt darüber hinaus die Milchsekretion, was für stillende Frauen ein Problem darstellen kann.