Kalmuswurzel – Hilfreich bei Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen
Extrakte aus der Wurzelstock des Kalmus werden bereits seit dem Altertum medizinisch genutzt. Aufgrund der enthaltenen Bitter- und Schleimstoffe kommen Sie als pflanzliches Bittermittel zur Appetitanregung und Linderung von Magen-Darm-Beschwerden zur Anwendung.
Vorkommen und Herkunft
Der zu den Kalmusgewächsen (Acoraceae) gehörende Kalmus (Acorus calamus) ist in Nordamerika, Indien und Ostasien beheimatet. Die schilfähnliche Pflanze bevorzugt nährstoffreiche Böden in der Nähe von Teichen, Seen, Bächen und wasserführenden Gräben. Arzneilich genutzt werden die Rhizome der Pflanze, die sogenannte Kalmuswurzel (Calami rhizoma). Die Wurzelstöcke werden im Juni/ Juli ausgegraben. Diese werden anschließend gereinigt, in etwa fünf Zentimeter lange Abschnitte geschnitten, gespaltet und getrocknet.
Inhaltsstoffe
Kalmuswurzel enthält zwischen zwei und sechs Prozent ätherisches Öl mit folgenden aktiven Substanzen:
- Monoterpene wie Myrcen und Campher
- Sesquiterpene wie Carophyllen und Humulen
- Phenylpropanderivate wie Alpha-, Beta- und Gamma-Asaron
- Bitterstoffe
- Schleimstoffe
- Gerbstoffe
Kalmus ist nicht gleich Kalmus
Der Anteil am Phenylpropanderivat Beta-Asaron in den verwendeten Pflanzen spielt eine bedeutende Rolle hinsichtlich der Verwendung. Beta-Asaron wirkt mutagen, chromosomenschädigend und kanzerogen. Für arzneilich wirksame Zubereitungen wird daher vorrangig die nahezu Beta-Asaron-freie Varietät aus Nordamerika (bis höchstens 0,5 Prozent Beta-Asaron) verwendet. Dagegen dürfen die Varietäten ostasiatischen und indischen Ursprungs aufgrund ihres hohen Beta-Asaron-Anteils (bis zu 80 Prozent) nicht verarbeitet werden.
Pharmakologische Wirkung
Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe verfügt Kalmuswurzel über zusammenziehende (adstringierende), appetitanregende, krampflösende, sekretionssteigernde, reizlindernde, durchblutungsfördernde, tonisierende und spasmolytische Eigenschaften.
Anwendungsgebiete
Zubereitungen aus Kalmuswurzel kommen daher traditionell in folgenden Bereichen zur Anwendung:
- bei Appetitlosigkeit
- begleitend bei Anorexia nervosa (nervlich bedingter Appetitmangel)
- bei Sekretions- und Motilitätsstörungen im Verdauungstrakt wie Magenkrämpfe, Reizmagen, Völlegefühl und Blähungen
- zur (Nerven-)Stärkung (als Tonikum und Stimulans)
- bei Hypotonie (niedriger Blutdruck)
Insbesondere zur Appetitanregung und bei Verdauungsproblemen bewährt
Bittermittel (Amarum aromaticum) wie Kalmuswurzel haben seit Längerem Ihren Platz in der traditionellen Behandlung von Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden. Bitterstoffe fördern die Sekretion in Magen, Zwölffingerdarm und Leber (Gallensäfte). Sie stimulieren die Freisetzung des Polypetids Gastrin in Magen und Zwölffingerdarm. Die erhöhte Gastrinausschüttung führt wiederum zu einer erhöhten Motilität im oberen Verdauungstrakt sowie einer vermehrten Säureproduktion. Es kommt zu einer Appetitanregung. Zugleich werden die Verdauungsfunktionen durch die Freisetzung von Verdauungssäften und Förderung der Darmbewegungen (Peristaltik) verbessert. Die zudem enthaltenen Schleimstoffe legen sich wie ein Schutzfilm über die gereizten Schleimhäute und schützen diese zusätzlich vor aggressiven Reizungen.
Innerliche Anwendung
Kalsmuswurzel wird zur Appetitanregung und Linderung von Magen-Darm-Problemen in erster Linie innerlich als Tee oder Tinktur (Tropfen) angeboten. Übergießen Sie zur Zubereitung eines Teeaufgusses einen Teelöffel (etwa 1,5 bis 2,0 Gramm) mit einer Tasse kochenden Wassers. Lassen Sie den Aufguss den Herstellerangaben entsprechend ziehen (sechs bis zehn Minuten), seihen Sie ihn ab und süßen Sie diesen nach Belieben. Trinken Sie bis zu dreimal täglich eine Tasse etwa 15 bis 30 Minuten vor Ihren Mahlzeiten. Sie können Kalmuswurzel (loser Tee) auch zum Ansetzen einer Tinktur verwenden. Das bietet sich beispielsweise an, wenn Ihnen der Tee aufgrund seines Gehalts an Bitterstoffen zu herb schmeckt.
Herstellen einer Tinktur
Tinkturen sind Auszüge aus Kräutern oder Pflanzenteilen mit Alkohol (Verhältnis 1:10). Sie können für diese konventionellen Doppelkorn oder Wodka mit einem Alkoholgehalt von mindestens 40 Vol-% verwenden. Übergießen Sie die gewünschte Menge an Kalmuswurzel mit dem Alkohol, sodass diese vollständig bedeckt ist. Lassen Sie die Tinktur zwischen fünf Tagen und sechs Wochen verschlossen in einem Glas ziehen und schütteln Sie diese einmal täglich kräftig durch. Filtrieren Sie die Tinktur und füllen Sie diese zur Aufbewahrung in ein Dunkelglasfläschchen. Von der hergestellten Tinktur wenden Sie in aller Regel 10 bis 20 Tropfen an. Tinkturen (Tropfen) werden auch als Fertigpräparate angeboten.
Äußerliche Anwendung
In der Volksmedizin wird Kalmuswurzel äußerlich zur Behandlung von Rheuma sowie Zahnfleisch- und Halsentzündungen verwendet. Hierzu können Sie mit selbst hergestellten oder gekauften Tinkturen auf die schmerzenden Körperbereiche auftragen (Rheuma) beziehungsweise Ihren Mund- und Rachenraum mit diesen spülen.
Anwender- und Risikogruppen
Wässrig-alkoholische Auszüge von Kalmuswurzel (u. a. in Kalmus-Tropfen) enthalten Alkohol und stellen daher bei innerlicher Anwendung für Kinder, schwangere Frauen sowie Epileptiker, Leberkranke, Alkoholkranke und Menschen mit einer organischen Hirnschädigung ein Risiko dar. Von einer längeren Anwendung von Kalmuswurzel wird generell abgeraten.