Strophanthus zur Stärkung der Herzfunktion
Das vor allem in der Homöopathie eingesetzte Phytopharmakon Strophanthus dient vorrangig der Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems. Zu den gebräuchlichen Einsatzbereichen gehören entsprechend Brustenge, nervös bedingte Herzbeschwerden sowie leichte Formen von Herzschwäche.
Herkunft und Verbreitung
Strophanthus ist eine zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) gehörende Schlingpflanze, die im tropischen West- und Südafrika sowie Zentralafrika beheimatet ist. Bereits die afrikanischen Ureinwohner haben aus den Samen der Pflanze Strophanthin (auch Ouabain genannt) gewonnen und dieses als Pfeilgift verwendet.
Inhaltsstoffe
Arzneilich verwendet werden die reifen Samen (Strophanti semen) der Strophanthus-Arten Strophanthus gratus, Strophanthus hispidus und Strophanthus kombé. Diese enthalten:
- ein Cardenolidglykosidgemisch (davon etwa 80 Prozent g-Strophanthin in den Samen von Strophanthus gratus, h-Strophanthin von Strophanthus hispidus, h-Strophanthin von Strophanthus kombé)
- Saponine
- Trigonellin
- Cumarin (nur Strophanthus hispidus)
Wirkungsweise
Strophanthin zählt als Cardenolidglykosid zu den sogenannten herzwirksamen Glykosiden (Herzglykoside). Als solches hemmt es in sehr hoher Konzentration die Natrium-Kalium-Pumpe in den Zellmembranen der Herzmuskelzellen. Dies führt wiederum zu einer gesteigerten Kontraktionskraft des Herzmuskels (= positiv inotrope Wirkung). Es verbessert die Vorlast des Herzen und steigert die Sauerstofmangeltoleranz. In geringer Konzentration nach oraler oder langsamer intravenöser Applikation wirkt Strophanthin reduzierend auf die Schlagfrequenz des Herzen (= negativ chronotope Wirkung). Die Verringerung der Herzfrequenz führt zu einer Ökonomisierung der Herzarbeit und damit zu einer Herzentlastung.
Humanes Antistresshormon
Strophanthin ist zudem ein körpereigenes Hormon, das in einem bestimmten Bereich der Nebenniere – der Zona fasciculata – gebildet wird und im Hypothalamus als g-Strophanthin vorgefunden werden kann. Strophanthin wird entsprechend auch als humanes (körpereigenes) Antistresshormon bezeichnet. Daher bietet sich Strophanthin insbesondere dann an, wenn ein stressbedingter Bluthochdruck (essentielle Hypertonie) vorliegt. Strophanthin normalisiert und senkt hier den Blutdruck.
Positiver Effekt auf „Altersherz“
Eine Einschränkung der Nebennierenfunktion kann mit einem Strophanthinmangel einhergehen, der ein „Altersherz“ begünstigt. Durch Strophanthinpräparate kann dieser Mangel durch ein Auffangen der eingeschränkten Bildung in den Nebennieren kompensiert werden. Darüber hinaus verbessert Strophanthin die Durchblutung im Gehirn und reduziert damit entscheidend das Risiko für einen Schlaganfall.
Anwendungsgebiete
Durch den zunehmenden Einsatz von Digitalis wurde Strophanthin zunehmend aus der klinischen Praxis verdrängt. In der Homöopathie kommt der Wirkstoff dagegen bis heute zur Anwendung. Hier hat sich Strophanthin vor allem bei Verengungen der Herzkranzgefäße und leichter Coronarinsuffizienz bewährt. Bei folgenden Beschwerden kann Strophanthin daher hilfreich sein:
- kontinuierlicher Druck auf der Brust
- Brustenge (Angina pectoris)
- nervöses Herz (Cor nervosum)
- nervöse bedingte Herzstiche
- kardiale Angstzustände, Erwartungsangst, drückendes Angstgefühl in Herzgegend
- verlangsamte Herzfrequenz
Auch auch bei Ödemen, die im Rahmen einer chronischen Nephritis auftreten, hat sich der Wirkstoff als hilfreich erwiesen.
Darreichungsformen
Gebräuchlich sind Strophanthus Tabletten,Tropfen und Globuli zur oralen Einnahme und Strophanthus Ampullen zur intravenösen Injektion in jeweils unterschiedlichen homöopathischen Potenzierungen. Präparate mit einer Potenzierung bis D3 sind verschreibungspflichtig. Im Rahmen einer Selbstbehandlung sollten lediglich Potenzen von D6 bis D12 zur Anwendung kommen.
Darüber hinaus werden eine Reihe von Kombinationspräparaten (u. a. Strophanthus comp. Herztabletten von Heel, Strophanthus com. Von Wala, Strophanthus Komplex von Hanosan) angeboten. Bei diesen wird Strophanthin mit weiteren die Herzfunktion unterstützenden Substanzen kombiniert. Berücksichtigen Sie bitte immer die Angaben der Hersteller in den Packungsbeilagen und lassen Sie sich bei Fragen von Ihrem Arzt oder Apotheker beraten.
Art der Anwendung
Sie nehmen je nach Beschwerdebild zwischen ein- bis bis höchstens zwölfmal täglich jeweils eine Herztablette, ein- bis höchstens sechsmal täglich jeweils fünf Tropfen oder ein- bis dreimal täglich jeweils fünf Globuli ein. Sie wenden oral einzunehmende Präparate am besten etwa eine halbe Stunde vor Ihren Mahlzeiten an. Sollten Sie die Anwendung von Ampullen bevorzugen oder diese von Ihrem Arzt verordnet worden sein, injizieren Sie ein- bis dreimal täglich jeweils einen Milliliter der in den Ampullen befindlichen flüssigen Verdünnung.
Anwender- und Risikogruppen
Die Strophanthus- beziehungsweise Strophanthinpräparate eignen sich aller Regel zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen. Zur Anwendung bei schwangeren und stillenden Frauen sowie Kindern vor dem 12. Lebensjahr liegen keine hinreichenden Daten aus Studien vor. Daher wird empfohlen, die Einnahme bei diesen Patientengruppen ausschließlich nach genauer Nutzen-Risiko-Analyse durch den behandelnden Arzt erfolgen zu lassen.
Darüber hinaus enthalten die Tabletten zumeist Lactose (u. a. Strophanthin D4 Sanum Tabletten) und die Globuli Sucrose. Menschen mit einer Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Zuckerarten sollten daher auf anderen Darreichungsformen zurückgreifen oder die Anwendung mit ihrem Arzt absprechen.