Weihrauch – Heilkraft aus dem Orient
Die meisten Menschen verbinden Weihrauch mit Kirche oder kennen ihn bestenfalls als wohlriechendes Räucherwerk. Doch Weihrauch kann weit mehr. Denn Olibanum, wie Weihrauch auch genannt wird, gilt seit Jahrtausenden als wirksames Heilmittel gegen entzündliche Erkrankungen. Auch neuere Untersuchungen untermauern das.
Olibanum – eine der wertvollsten Substanzen des Altertums
Neben Gold und Myrrhe brachten die Weisen aus dem Morgenland einst auch Weihrauch als Gabe im Stall von Bethlehem dar. Dies weist auf den Stellenwert hin, den Weihrauch bereits zu Beginn unserer Zeitrechnung hatte. Kein Wunder – Weihrauch war schon 1700 vor Christus so gefragt, dass eine bedeutende Handelstraße zwischen Arabien und dem Mittelmeerraum entstand, die nach dem kostbaren Transportgut folgerichtig Weihrauchstraße benannt wurde.
Bedeutung in Religion und Heilkunde
Weihrauch war fester Bestandteil religiöser Rituale von Phöniziern und Ägyptern und ist auch heute noch in der katholischen Liturgie verankert. Weihrauch erhielt nicht umsonst die Beinamen "Duft der Götter" und "Tränen der Götter".
Doch auch die medizinische Verwendung des Weihrauchs begann bereits im Altertum. Der Weihrauchbaum gehört zu den ältesten Heilpflanzen überhaupt. Schon Hippokrates wusste Weihrauch als Heilmittel zu schätzen – ein gutes Jahrtausend später war auch Hildegard von Bingen von der Heilkraft von Olibanum überzeugt und setzte es erfolgreich bei einer Reihe gesundheitlicher Beschwerden ein. In der alten indischen Heilkunst Ayurveda spielt Weihrauch seit drei Jahrtausenden eine wichtige Rolle. Warum das so ist, treibt Wissenschaftler seit Jahrhunderten um. Auch aktuell begeben sich zahlreiche Forscher auf die Suche nach dem Wirkmechanismus von Weihrauch und können erstaunliche Ergebnisse vorweisen.
Was ist Weihrauch und wie wird er gewonnen?
Weihrauch stammt vom Harz eines Baumes, der zur Familie der Balsambaumgewächse gehört. Die stark harzhaltigen Bäume kommen vor allem in den Trockengebieten Arabiens, dem Oman sowie in Indien vor. Die Untergattung der Weihrauchbäume (Boswellia) umfasst 25 Arten, von denen einige besonders gut zur Gewinnung von Weihrauch geeignet sind. In der Naturheilkunde werden vor allem der arabische Weihrauchbaum (Boswellia sacra) und der indische Weihrauchbaum (Boswellia serrata) verwendet.
Zur Gewinnung des Weihrauchs wird die Rinde des Baums leicht angeritzt. Durch die Wunde tritt zähflüssiges Harz aus, das nach einigen Wochen aushärtet. Ist der Härtungsprozess abgeschlossen, werden die kleinen Harzkügelchen, die etwas an Kandiszucker erinnern, geerntet.
Weihrauch in bester Qualität kommt vor allem aus dem Oman. Der sogenannte Hojari Weihrauch aus dem Dhofar-Gebirge gilt als feinster und teuerster Weihrauch der Welt.
Wie wirkt Weihrauch?
Nach jüngsten Forschungsergebnissen besitzt Weihrauch eine Vielzahl bioaktiver Inhaltsstoffe. Wissenschaftler identifizierten fast 100 verschiedene Substanzen im Weihrauchharz, die sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken. Wenn es um die medizinische Anwendung geht, spielen vor allem die sogenannten Boswelliasäuren eine entscheidende Rolle – denn sie greifen in Entzündungsreaktionen des Organismus ein. Boswelliasäuren regieren mit Eiweißen, die an entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt sind. Der Wirkstoff hemmt unter anderem ein Enzym, das für die Bildung der sogenannten Leukotrine verantwortlich ist. Leukotrine sind wichtiger Bestandteil der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die bei Entzündungsprozessen bekanntlich stark ansteigen. Dadurch verringern Boswelliasäuren Entzündungsreaktionen und wirken Schmerzen und Fieber entgegen.
Hilfe bei schweren entzündlichen Erkrankungen
Wissenschaftler stellten in klinischen Versuchen fest, dass Weihrauch in der Behandlung der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose gängige Medikamente wie Kortison ersetzen könnte. Die verabreichten Weihrauchkapseln hatten denselben entzündungshemmenden Effekt – jedoch ohne Nebenwirkungen. Dasselbe gilt für chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa – auch hier konnte eine positive Wirkung nachgewiesen werden. Die Anwendung von Weihrauch wird auch bei Beschwerden der Gelenke empfohlen. Wissenschaftlich bestätigt ist der Effekt bereits bei rheumatischer Arthritis, Kniegelenksarthrose, Osteoarthritis sowie chronischen Gelenkentzündungen.
Durch seinen Gehalt an Boswelliasäuren wirkt sich Weihrauch auch positiv auf Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) sowie Asthma und Allergien aus.
Die Liste der Erkrankungen, bei denen Weihrauch ein therapeutischer Nutzen zugeschrieben wird, ist lang:
- Entzündungen
- chronische Gelenkentzündungen
- Arthritis
- Arthrose
- Osteoarthritis
- Asthma
- Allergien
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- chronisch entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Multiple Sklerose
Weihrauch steht als Extrakt aus dem Weihrauchharz zur Verfügung, wird aber auch in Form von Kapseln und Tabletten sowie als ätherisches Öl angeboten. Einige Hersteller kombinieren das Heilmittel mit anderen wirksamen Substanzen wie Kurkuma, um einen Synergieeffekt zu erzielen. Weihrauch wird auch in kosmetischen und medizinischen Cremes verwendet, die der Bekämpfung von Schuppenflechte dienen.