Entspannt ins neue Jahr: Wie Beruhigungsmittel deinem Hund an Silvester helfen können
Mit dem Jahreswechsel verbinden wir Menschen viele Hoffnungen, Chancen und gute Vorsätze und feiern dieses Ereignis gerne in fröhlicher Gesellschaft und vor allem mit einem bunten Feuerwerk um Mitternacht. Für die meisten Tiere bringt dieser Tag dagegen eine große Unruhe mit sich, die mit Beginn der lauten Knallerei oft in entsetzliche Angst und Panik mündet. Lesen Sie, wie Sie Ihrem Vierbeiner wirksam helfen können.
Warum so viele Tiere Angst vor Feuerwerk haben
Ein Hund kann nicht nur viel besser riechen als wir Menschen, auch sein Gehör nimmt Geräusche sehr viel intensiver und lauter wahr als wir. Während der Mensch Töne im Frequenzbereich zwischen 20 und 20.000 Hertz hören kann, sind es beim Hund Frequenzen zwischen 15 und 50.000 Hertz, also vor allem sehr hohe Töne, die wir gar nicht mehr bemerken.
Das Zünden von Feuerwerkskörpern verursacht zunächst sehr hohe, laute Zisch-Geräusche, denen unvermittelt ein heftiger lauter Knall und meist ein knallbunter Funkenregen folgen. An Silvester oder zu anderen besonderen Ereignissen knallt und zischt das Feuerwerk über einen längeren Zeitraum und nahezu überall, begleitet von intensivem Schwefelgeruch, der durch Verbrennung und Explosionen entsteht. Auf unsere Vierbeiner wirken demnach gleich mehrere intensive Sinneswahrnehmungen ein, die zwar nicht bei allen, aber doch bei zahlreichen Fellnasen Angst auslösen und zu Panikattacken führen können.
Wie äußern sich Angst und Panik beim Hund?
Angst ist ein Gefühl, das bei nahezu allen Lebewesen als sogenannte Grundemotion zu beobachten ist und als überlebensnotwendiges körpereigenes Alarmsystem umschrieben werden kann. Angst in als gefährlich empfundenen Situationen führt zu geistiger und körperlicher Anspannung und soll helfen, der Gefahr zu begegnen oder ihr zu entkommen.
In der Verhaltenskunde wird vom sogenannten agonistischen Verhalten gesprochen, das zur individuellen Konfliktlösung beiträgt und sich situationsbezogen unterschiedlicher strategischer Mittel bedient, welche auch als die „Four F“ bezeichnet werden (nach den englischen Bezeichnungen):
- Fight (Drohen, Angriff)
- Flight (Flucht vor der Gefahr)
- Freeze (Erstarren)
- Flirt / Fiddle about (Übersprungverhalten wie Herumrennen oder albernes Spiel)
Ein Hund mit Angst vor Feuerwerk wird versuchen, der bedrohlichen Situation durch Flucht oder Verstecken zu entkommen. Sehr häufig haben solche Fellnasen auch Angst bei Gewitter, wenn es laut donnert und blitzt, und reagieren dann entsprechend ähnlich.
Führt aber diese Strategie nicht zur Lösung des Problems, kann es sein, dass der Hund in seinem Verhalten umschwenkt und beispielsweise aggressiv auf Beruhigungsversuche oder Berührungen reagiert. Zeigt der verängstigte Vierbeiner während einer Panikattacke Symptome, heißt es vorsichtig sein.
Angst oder Panikattacke beim Hund - Symptome
Für den Hundehalter ist es wichtig, die Angst seines Tieres anhand körperlicher Symptome zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren. Anzeichen von Angst beim Hund sind zum Beispiel:
- Weit aufgerissene Augen
- Starke Unruhe
- Zittern
- Hecheln und Speicheln
- Bellen oder Jaulen
- Eingezogene Rute
- Gekrümmte Körperhaltung
- Unkontrollierter Urin- oder Kotabsatz
- Fluchtversuche
Unterschiedliche Möglichkeiten, um Hunde zu Silvester zu beruhigen
Angst oder Panik sind ausgesprochen unangenehme Gefühle, die als Stressfaktoren durchaus auch zu körperlichen Krankheitssymptomen führen können. Daher sollte nach Möglichkeit versucht werden, einen sehr ängstlichen Hund bereits deutlich vor dem Start des Silvesterfeuerwerks so zu beruhigen, dass er gar nicht erst in diesen Extremzustand kommen muss.
Natürliche Beruhigungsmittel für Hunde
Bei vielen von Angstzuständen betroffenen Vierbeinern lassen sich bereits mit natürlichen Präparaten gute Erfolge zur Beruhigung erzielen.
Um einem Hund mit Homöopathie die Angst vor Silvester zu nehmen, werden beispielsweise Mittel wie Aconitum, Lachesis oder Argentum nitricum als Globuli für den Hund gegen Stress und Angst empfohlen. Welches Mittel in welcher Potenzierung und Dosierung individuell das richtige ist, sollte mit einem Tierarzt oder Tier-Homöopathen besprochen werden.
Ebenfalls können Bachblüten für Hunde bei Angst und Stress erfolgreich angewendet werden. Neben der sogenannten Rescue-Mischung in Form von Tropfen oder Globuli zeigen auch andere Bachblüten im Einzelfall gute Ergebnisse. Auch hier sollte immer eine fachkundige individuelle Beurteilung des jeweiligen Hundes zur Auswahl des passenden Mittels führen.
Mit dem Begriff „Pheromone“ werden unterschiedliche Duftstoffe zusammengefasst, welche als sogenannte Botenstoffe ganz gezielte Wirkungen bei Mensch und Tier auslösen können. Unterschiedliche Präparate zur gezielten Beruhigung ängstlicher Hunde werden im Handel in Form von Sprays, Halsbändern oder Verneblern angeboten. Ob ein solches Pheromon beim Hund die gewünschte Wirkung entfaltet, sollte rechtzeitig ausprobiert werden.
Auch Cannabidiol (CBD-Öl) wird in der Veterinärmedizin immer häufiger zur Behandlung von Stress- und Angstzuständen bei Hunden eingesetzt. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sich CBD hilfreich als Unterstützung im Training gegen Angststörungen anwenden lässt.
Entgegen einem gerne zitierten Spruch ist Alkohol für den Hund allerdings niemals eine Lösung gegen Stress! Die häufiger zu lesende Empfehlung, dem Vierbeiner zeitig am Silvesterabend ein Schlückchen Eierlikör zu gönnen, ist aus medizinischer Sicht streng zurückzuweisen. Alkohol gehört für Tiere zu den giftigen Lebensmitteln und hat im Hundenapf und Hundemagen nichts zu suchen.
Pharmazeutische Beruhigungsmittel für Angstpatienten
Extrem ängstliche, panische Hunde können zu Silvester auch Medikamente benötigen. Diese sind vor allem dann angesagt, wenn die Angst und Panik des Hundes bedrohliche Ausmaße annimmt und er dadurch krank werden oder sich selbst oder sein Umfeld gefährden könnte.
Der Einsatz solcher Arzneimittel erfordert allerdings unbedingt einen Tierarztbesuch, da es sich um verschreibungspflichtige Medikamente handelt, für deren Anwendung strenge Dosierungsanweisungen befolgt werden müssen. Der Hund wird zunächst gründlich untersucht, um sicherzustellen, dass keine anderen gesundheitlichen Gründe für die Stressproblematik verantwortlich sind.
Der Tierarzt wird schließlich das für den Hund passende Medikament auswählen und den Halter sehr genau über die Art der Anwendung und Dosierung informieren. Da verschiedene Mittel mit zum Teil sehr unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Anwendung kommen können, sollte eine solche tierärztliche Beratung bereits langfristig vor dem Jahreswechsel erfolgen. Manche Medikamente wirken beispielsweise erst über einen längeren Einnahmezeitraum stressmindernd.
Unbedingt müssen auch alle Vorsichtsmaßnahmen beachtet werden, die zu dem jeweiligen Arzneimittel empfohlen werden. So kann es sein, dass ein Hund unter dem Einfluss des Medikamentes in seinen Bewegungen oder seiner Wahrnehmung vorübergehend eingeschränkt ist - hier müssen mögliche Stürze, Stöße an Möbelstücken oder anderen Gefahren vorgebeugt werden. Auf keinen Fall sollte der Hund alleine zuhause gelassen werden.
Auch eine besondere Nachsorge kann erforderlich sein, bis der Vierbeiner schließlich seine volle Beweglichkeit oder geistige Wahrnehmung zurückerlangt hat und der Einfluss des Medikamentes beendet ist. Dem Hundehalter kommt hier eine besondere Verantwortung zu, seinen Vierbeiner vor möglichen Gefahren zu schützen.
Keinesfalls sollte eine medikamentöse Ruhigstellung eines Hundes den Zweck verfolgen, seinem Menschen ausreichend Freiraum für eine ausschweifende Silvesterparty zu geben, weil er sich vermeintlich nicht mehr um die Ängste und Nöte seines Tieres zu kümmern braucht.
Veralteter Wirkstoff: Acepromazin!
Was in früheren Jahren häufig und scheinbar erfolgreich angewendet wurde, kann sich aufgrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse auch als Irrtum herausstellen. So kamen früher bei Silvesterstress oder anderen Angstzuständen gerne Präparate mit dem Wirkstoff Acepromazin zum Einsatz, welche eine scheinbar beruhigende Wirkung erzielten. Heute weiß man allerdings, dass dieses Mittel zwar im Gehirn die Erregbarkeit und Muskelmotorik hemmt, allerdings dabei das Bewusstsein des Hundes nicht nennenswert beeinflusst. Die angstauslösenden Faktoren wie das Feuerwerk und der Lärm werden also ungehindert vom Patienten wahrgenommen, er kann seine Angst allerdings nicht mehr zeigen, da er sich nur noch sehr langsam und eingeschränkt bewegen kann.
Alternative Beruhigungsmethoden
Neben der Verabreichung von natürlichen Mitteln oder Arzneimitteln mit beruhigender Wirkung gibt es noch einige weitere Hilfsmittel, die zur Beruhigung und Stressminimierung beim Hund beitragen können.
Verhaltenstherapie
Bei einem hochgradig ängstlichen oder immer wieder von Panikattacken heimgesuchten Hund kann eine Verhaltenstherapie durch einen ausgebildeten Tierpsychologen oder Fachtierarzt für Verhaltenskunde langfristig zu einer Besserung führen. Ziel einer solchen Therapie soll es sein, dem Vierbeiner seine extreme Angst durch Desensibilisierung und vorsichtige Gewöhnung an unangenehme Situationen zu nehmen. Hier muss viel Zeit und Einfühlungsvermögen investiert werden, und nicht bei jedem Hund lassen sich alle Angstauslöser erfolgreich therapieren.
Entspannungstraining
Genau wie wir Menschen kann auch ein Hund lernen, sich gezielt zu entspannen. Das kann regelrecht trainiert werden, wenn der Vierbeiner zunächst in grundsätzlich stressfreien Situationen, etwa beim gemeinsamen abendlichen Kuscheln auf dem Sofa, durch sanfte Berührungen in seiner Entspannung positiv bestärkt wird. Nun kann durch ein bestimmtes, ruhig und leise ausgesprochenes Kommando oder die Berührung einer ganz bestimmten Körperstelle dieser Entspannungszustand konditioniert werden. Das bedeutet, der Hund lernt langfristig, dass dieses Kommandowort oder beispielsweise das sachte Tippen auf seine Stirn für ihn zu einem sehr angenehmen und positiven Körpergefühl führt, in das er sich schließlich aktiv hineinfinden kann.
Ein solches Entspannungstraining erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl und dauert einige Zeit, kann aber gerade bei sehr nervösen Fellnasen erfolgreich sein. Wer sich unsicher fühlt, kann einen erfahrenen Hundetrainer oder Verhaltenstherapeuten um Rat fragen.
Schaffung sicherer Rückzugsorte
Um der Fluchtstrategie eines ängstlichen Hundes in Stresssituationen entgegenzukommen, kann es helfen, dem Vierbeiner einen für ihn sicheren Rückzugsort an einem möglichst ruhigen Platz der Wohnung oder des Hauses einzurichten. Viele Vierbeiner lieben es, sich in eine Höhle zurückzuziehen, etwa eine gemütlich eingerichtete Transportbox oder ein spezielles Hundebett mit Dach. Auch dabei ist es entscheidend, dem Hund diese Höhle langsam und ohne Stress schmackhaft zu machen, indem er dort beispielsweise besondere Leckerchen erhält oder ein Lieblingsspielzeug mitnehmen darf. Auf keinen Fall sollte der Hund aber dazu gezwungen werden, diesen Platz aufzusuchen, und schon gar nicht eignet sich ein solcher Ort zur Bestrafung für unangemessenes Verhalten („Geh auf deinen Platz“). Nur mit positiver Energie behaftet taugt ein Hundeplatz als sicherer Rückzugsort bei Angst und Stress.
Am Silvesterabend sollte der Hund nach Möglichkeit in einem Zimmer untergebracht werden, wo das Feuerwerk und der Lärm so wenig wie möglich gehört werden können. Fenster sollten mit Vorhängen oder besser noch Rollläden verdunkelt sein, und ein Radio mit zimmerlauter Musik kann die Knallerei bestenfalls übertönen.
Thundershirt
Ein Thundershirt ist eine sogenannte Beruhigungsweste für den Hund, die bei vielen Vierbeinern recht effektiv gegen Angst- und Stressfaktoren wirken kann. Ähnlich einem Geschirr wird diese Weste dem Hund angelegt und mit einem Klettverschluss unter der Brust verschlossen. Auf den Brustkorb des Tieres wird durch die spezielle Form der Weste ein konstanter, sanfter Druck ausgeübt, der von den meisten Fellnasen nicht als unangenehm empfunden wird und auch die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt.
Auch für dieses Hilfsmittel gilt, dass der Hund langsam und ohne Stress an das Tragen der Weste gewöhnt werden sollte. Je öfter der Vierbeiner das Thundershirt im Alltag und in lockerer Atmosphäre angelegt bekommt, desto selbstverständlicher wird er es akzeptieren, wie etwa sein Halsband.
Gehörschutz
Auch für die verschiedenen Hunderassen gibt es im Handel spezielle Ohrenschützer, die eine mögliche Lärmbelästigung effektiv ausblenden sollen. Zusammen mit einigen anderen der bereits genannten Beruhigungshilfen kann es so durchaus funktionieren, den Hund einigermaßen entspannt durch die Silvesternacht zu bringen.
Verreisen
Wem der alljährliche Silvestertrubel selber zu viel wird oder wer unter den erbarmungswürdigen Angstzuständen seines Hundes extrem leidet, für den kann ein Kurzurlaub mit Hund an einem ruhigen Ausflugsort die Lösung sein. Es gibt einige Orte in Deutschland oder benachbarten Ausland, an denen Feuerwerk grundsätzlich verboten ist und wo es sich dementsprechend ruhig und besinnlich ins neue Jahr starten lässt. Hier lohnt eine Anfrage im Reisebüro oder die gezielte Recherche über spezialisierte Reiseanbieter für Hundehalter.
Fazit
So spannend, gesellig und fröhlich der Silvesterabend für uns Menschen auch den Beginn eines neuen Jahres einläuten kann, so anstrengend, angsteinflößend und stressig sind diese Stunden nicht nur für zahlreiche Haustiere wie Hund oder Katze, sondern ebenso für alle Wildtiere und Vögel, die sich völlig unvermittelt in einem gefühlten Inferno aus Krach, Rauch und unheimlichen Lichtblitzen wiederfinden.
Für Hundehalter stellt dieser letzte Tag des Jahres immer wieder eine Herausforderung dar in dem Bestreben, es für den eigenen Vierbeiner einigermaßen erträglich zu machen und ihn heil und gesund durch die Nacht zu begleiten. Denken Sie immer daran, an diesem Tag dafür zu sorgen, dass der Hund sicher an der Leine geführt wird, denn viele Mitmenschen können es einfach nicht abwarten und schießen die ersten Kracher und Böller auch schon weit vor Mitternacht in den Himmel.
Der letzte Spaziergang sollte lange vor 24:00 erfolgen, und bestenfalls verbringen Sie die entscheidenden Stunden zusammen mit Ihrem Hund im ruhigsten Raum der Wohnung bei entspannender Musik und stehen ihm zur Seite, wenn er Sie am nötigsten braucht. Einige Hilfen zur Beruhigung und Stressminimierung sind in diesem Artikel aufgezeigt.