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Alarmsignal Brustbeinschmerzen – Was tun bei retrosternalen Beschwerden

Prof. Dr. Dr. Sabine Meck - Expertin für Gesundheit

Prof. Dr. Dr. Sabine Meck

Expertin für Gesundheit

In der ärztlichen Praxis gehören Brustbein-Schmerzen zu den sehr häufig vorgetragenen Symptomen. Viele Betroffene denken dabei in erster Linie an einen Herzinfarkt oder eine Angina Pectoris. Doch die Ursachen, die sich dahinter verbergen können, sind vielfältig und reichen von eher harmlosen, wenngleich lästigen, bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen. Die Diagnose sollte deshalb immer von einem Arzt gestellt werden, der dann die entsprechenden Behandlungen einleiten wird. Der nachfolgende Beitrag dient nur zur ersten Orientierung und soll helfen, die eigenen Beschwerden oder die eines Angehörigen besser einordnen zu können und dem behandelnden Arzt die notwendigen Informationen gut liefern zu können.

Alarmsignal Brustbeinschmerzen – Was tun bei retrosternalen Beschwerden

Inhaltsverzeichnis

In der ärztlichen Praxis gehören Beschwerden im Bereich des Brustbeines zu den sehr häufig vorgetragenen Symptomen. Dabei werden sie von Patienten äußerst unterschiedlich wahrgenommen und beschrieben, z.B. als drückende, ziehende, stechende oder brennende Schmerzen. Manchmal blitzen diese kurz auf, manchmal sind sie dumpf und anhaltend. Sie können nur eine kleine Region betreffen oder den ganzen Brustkorb oder sich mehr in den Rücken verlagern. Häufig strahlen sie aus in den Bauchraum, in den Kiefer, in die Arme oder in den Nacken. Manchmal treten sie nach Bewegung auf, in anderen Fällen auch in Ruhe oder nach einer Berührung. Sie können eine enorme Stärke annehmen und in einem Vernichtungsschmerz münden. In anderen Fällen werden sie hingegen zwar als störend, aber erträglich beschrieben. Zu den Begleiterscheinungen gehören unter Umständen Gefühle des Unbehagens oder der Enge sowie Übelkeit, Husten, Blähungen oder Atemschwierigkeiten bis hin zur Atemnot. So vielfältig wie die Ausprägung sind auch die Ursachen, die von harmlos bis lebensbedrohlich reichen können.

Deshalb: Schmerzen im Brustbeinbereich sollten Sie immer ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Chronische Beschwerden sollten regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Wichtig ist für den Arzt die genaue Beschreibung des Schmerzes: Wann, wo, wie oft, wie lange und in welcher Form tritt er auf.

Brustbeinschmerzen auf einen Blick

  • Brustbeinschmerzen können in Form von drückenden, ziehenden, stechenden oder brennenden Schmerzen auftreten und variieren stark in Intensität und Dauer.
  • Die Ursachen reichen von harmlosen Verspannungen bis hin zu lebensbedrohlichen Zuständen wie einem Herzinfarkt oder einer Lungenembolie.
  • Bei plötzlich auftretenden, starken oder sich verstärkenden Schmerzen im Brustbereich sollte sofort ein Arzt oder der Rettungsdienst alarmiert werden.
  • Auch Kinder können Brustbeinschmerzen haben, wobei die Ursachen meist harmlos sind, dennoch sollten kardiale Probleme stets ärztlich abgeklärt werden.

Brustbein – Anatomie und Aufgaben

Brustbein – Anatomie und Aufgaben

Das Brustbein, lateinisch Sternum, ist ein flaches, längliches Knochenstück in der Mitte der vorderen Brustwand des menschlichen Brustkorbes und ein wichtiger Bestandteil des Skelettsystems. Die hinter dem Brustbein gelegenen Strukturen werden als retrosternal bezeichnet, die seitlich gelegenen als parasternal. Bei Schmerzen hinter dem Brustbein spricht man deshalb auch von retrosternalen Schmerzen. Das Brustbein hat wichtige Funktionen: Es schützt das Herz und die großen Blutgefäße vor äußeren Einflüssen. Zudem ist es der Knotenpunkt, der die Rippen und zahlreichen Muskelansätze verbindet.
Das Brustbein übernimmt somit zum einen eine wichtige stabilisierende Funktion im Brustkorb. Zum anderen ist das Brustbein durch die Einbindung in das komplexe System von Muskulatur, Gelenken, Sehnen und Knochen starken Kräften und Bewegungen (zum Beispiel bei der Atmung) ausgesetzt.

Durch welche Auslöser werden Brustbeinschmerzen verursacht?

Da die Ursachen so vielfältig sind und wichtige Körpersysteme betreffen, können wir hier nur eine kurze Übersicht der häufigsten Ursachen geben.

Mögliche Ursachen von Schmerzen im Bereich des Brustbeins

Kardiovaskuläre Ursachen – das Herz betreffend

  • Angina pectoris
  • Akuter Herzinfarkts
  • Aortenstenose – Herzklappenfehler
  • Hypertensive Krise –Bluthochdruckkrise (entgleitende Blutdruckwerte über 180/110, mit Begleitsymptomen)
  • stechen in der rechten Brust

Pulmonale Ursachen – die Lunge betreffend

  • Lungenembolie
  • Pneumothorax
  • Pneumonie – chronische oder akute Entzündung des Lungengewebes
  • Pleuritis – Entzündung des Brustfells

Abdominelle Ursachen – den Bauchraum betreffend

  • Reflux – Erkrankung der Speiseröhre durch Rückfluss des Mageninhalts
  • Ösophagitis – Entzündung der Speiseröhre
  • Gallenkolik
  • Gastritis – Entzündung der Magenschleimhaut
  • Gastroduodenalulkus – Geschwüre der Magenschleimhaut und des Zwölffingerdarms
  • Pankreatitis – Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • Ösophaguskarzinom – bösartiger Krebs der Speiseröhre

Orthopädische Ursachen

  • Schmerzzustände der Brustwirbelsäule
  • Spondylitis ankylosans – chronische Entzündung der kleinen Wirbelgelenke
  • Tietze-Syndrom – seltene Schwellung der Rippenknorpel am Ansatz des Brustbeins, bei älteren Menschen
  • Osteophyten – Knochenneubildungen durch degenerative Veränderungen
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Knochenmetastasen
  • Zwerchfell-Hernien

Andere Ursachen für stechende Schmerzen in der Brust

  • Körperliche Auswirkungen von Depressionen
  • Gürtelrose
  • Interkostalneuralgie – neuropathische Schmerzen in der Brustwand
  • Muskelkater nach sportlicher Betätigung
  • Folgen eines Sturzes oder von Verletzungen

Brustbeinschmerzen bei Frauen

Ein Stechen im Brustbein bei Frauen kann entstehen, da hormonelle Veränderungen auftreten, wie sie beispielsweise während des Menstruationszyklus oder der Menopause vorkommen, und zudem Brustgesundheitsprobleme vorliegen können. Bei stechen in der rechten Brust sollten mit einem Arzt abgeklärt werden, um ernsthafte Ursachen wie Lungenembolie oder Lebererkrankungen auszuschließen. Selbst wenn die Schmerzen durch weniger gefährliche Gründe wie Muskelverspannungen oder Verdauungsprobleme verursacht werden, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, um eine genaue Diagnose und geeignete Behandlung zu erhalten.

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Stechen und Schmerzen im Brustbein - Spezialfall Kinder

Auch bei Kindern treten allgemeine Brustschmerzen und Schmerzen im Brustbeinbereich häufig auf und sind dann für die Eltern ein großer Anlass zur Sorge. Dabei sind kardiale Probleme – wenn sie auch nicht gänzlich von vornherein ausgeschlossen werden können – häufig die Ausnahme. Es empfiehlt sich auf jeden Fall zunächst der Gang zum Kinderarzt, der dann eine gründliche Anamnese vornimmt und über weitere Untersuchungen entscheidet. Die Ursachen für einen starkes Druckgefühl im Brustkorb im Kindes- und Jugendalter sind vielfältig. Psychogene Faktoren wie Stress und Angst spielen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zudem sind Muskel- und Skelett- sowie Magen-Darm-Probleme, die solche Beschwerden verursachen, häufig.
Natürlich können auch kardiale Erkrankungen bei Kindern derartige Schmerzen verursachen. Wichtig sind dabei auch die begleitenden Symptome wie Fieber, Benommenheit, Schwitzen, Atemnot etc. In solchen Fällen sollten Sie Ruhe bewahren, aber direkt eine Notfallstation mit Ihrem Kind aufsuchen.

Unbedingt mit Ihrem Kind in die Notfallstation sollten Sie gehen, wenn:
  • Der Schmerz sehr intensiv ist;
  • Er mit Übelkeit, Atemstörungen/Atemnot, Fieber, starkem Schwitzen oder einem veränderten Herzrhythmus einhergeht;
  • Das Kind ein störendes Gefühl in der Herzgegend meldet oder sich die Herzfrequenz sehr verändert hat;
  • Das Kind an einer bereits diagnostizierten Herzerkrankung leidet.

Sind Schmerzen im Brustbein harmlos oder ein Notfall – die Diagnose stellt der Arzt!

Dass sich die Diagnose und Behandlung des Druckgefühls im Brustbein als ausgesprochen anspruchsvoll und komplex gestalten, leuchtet sofort ein. Erschwert wird dies noch dadurch, dass sich Symptome von gefährlichen und nicht gefährlichen Erkrankungen des Brustbereichs überschneiden oder stark voneinander abweichen können. So geht ein typischer Herzinfarkt in der Regel mit einem plötzlich auftretenden Vernichtungsschmerz einher und wird von Übelkeit, Atemnot und anderen schweren Symptomen begleitet. Doch manchmal klagen die Betroffenen auch nur über leichte Schmerzen oder Verdauungsstörungen oder ausstrahlende Schmerzen in Kiefer, Arm oder Schulter. In anderen Fällen können schwere Verspannungen in der Brustwirbelsäule ähnlich bedrohlich empfunden werden wie die Symptome eines Herzinfarkts. Zudem nehmen Betroffene generell Schmerzen im Brustbeinbereich durchaus unterschiedlich wahr: Die einen geraten schon bei geringen Signalen in Panik und suchen einen Arzt oder eine Rettungsstation auf. Andere leiden unter schweren Schmerzsymptomen und warten häufig zu lange ab, bevor sie reagieren.

Arzt mit Röntgenbild

Deshalb wiederholen wir noch einmal den Hinweis:
Schmerzen in der Brust, speziell im Bereich des Brustbeins, sollten immer ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden. Bei kurz anhaltenden Schmerzen (< 30 Sekunden), die wiederholt auftreten, oder bei länger anhaltenden, konstanten oder sich gar langsam verstärkenden Schmerzen über mehrere Tage sollten Sie möglichst schnell einen Arzt aufsuchen oder in die Rettungsstation gehen.

Wann Sie keine Zeit verlieren und den Rettungsdienst (112) alarmieren sollten:

  • Bei neu auftretenden starken Schmerzen im Brustkorb, die länger anhalten.
  • Bei sich stetig verstärkenden Schmerzen im Brust- und Brustbeinbereich.
  • Bei einem zusätzlichen Warnsignal (insbesondere einschnürender oder drückender Schmerz, Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Benommenheit, veränderter Herzschlag, Kurzatmigkeit oder Atemnot).
  • Bei einem vermuteten Herzinfarkt (bei typischen Symptomen oder wenn die Symptome denen eines früheren Herzinfarkts ähneln).

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Was machen der Arzt oder der ärztliche Notfalldienst bei akuten Brustbeinschmerzen?

Bei Erwachsenen werden in der Regel zunächst wichtige Tests gemacht, um lebensbedrohliche oder sehr ernsthafte Ursachen des Brustbeinschmerzes auszuschließen. Häufig verbleiben Patienten zur Beobachtung erst einmal im Krankenhaus. Zu den Tests gehören die Messung des Sauerstoffgehalts im Blut (Pulsoximetrie) mit einem Sensor am Finger, ein EKG und in der Regel eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs.

Es werden wahrscheinlich auch bestimmte Blutwerte bestimmt, so kardiale Marker (hochsensitives Troponin), um einen Herzinfarkt oder eine instabile Angina pectoris auszuschließen. Besteht der Verdacht auf eine Lungenembolie, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, z.B. eine CT-Angiografie der Lunge oder ein Lungenscan. Ist der Verdacht auf eine Lungenembolie eher gering, wird häufig zunächst eine Blutuntersuchung veranlasst, der sogenannte D-Dimer-Test, der Gerinnungen feststellen soll.

Bei Ursachen im Verdauungstrakt werden unter Umständen verschiedene Röntgenaufnahmen durchgeführt sowie Blut- und Ultraschalluntersuchungen oder Endoskopien. Orthopädische Ursachen von brennen hinter dem Brustbein sind eher chronischer Natur. Bei sich verstärkenden Beschwerden oder neu auftretenden, akuten und stärkeren Schmerzen oder Red-Flag-Symptomen (zum Beispiel Schwierigkeiten beim Wasserlassen) sind – neben der ganzheitlichen körperlichen Untersuchung – bildgebende Verfahren die erste Wahl, um genauere Auskünfte über die Ursachen der Schmerzen zu erhalten.

Auch wenn nicht selten schwere psychische Belastungen oder Erkrankungen zu Schmerzen im Brustbein führen können, sollten körperliche Aspekte nicht von vornherein ausgeschlossen werden. Es sollten zunächst die notwendigen körperlichen Tests und Untersuchungen durchgeführt werden.

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TENS Therapie

Was Sie selbst bei Brustbeinschmerzen tun können

Nachdem der Arzt die Diagnose gestellt hat und eine der Grunderkrankung(en) adäquate Therapie erfolgt, können Sie auch selbst versuchen, die Schmerzen zu lindern:

  • Dazu gehören Schmerzmittel oder Analgetika. Lesen Sie dazu bitte den Beitrag „Welches Schmerzmittel soll ich nehmen - Ibuprofen, Aspirin, Naproxen oder Paracetamol“.
  • Manchmal hilft bei Schmerzen Wärme, manchmal Kälte. Eine Wärmflasche oder ein Kältekissen können also schmerzlindernd sein. Ihr behandelnder Arzt wird Sie darüber informieren, was Sie wann anwenden können. Zudem werden Sie auch selbst spüren, was Ihnen guttut. In Ihrer Apotheke finden Sie zahlreiche Wärme- und Kühlprodukte.
  • Entspannung und Ablenkung. Der Schmerz zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Leichte und angenehme Tätigkeiten, die Sie ablenken, können helfen, sich nicht auf den Schmerz zu fokussieren. Eine achtsamkeitsbasierte Therapie kann Sie dabei unterstützen.
  • Moderate Bewegung – insbesondere an der frischen Luft – ist empfehlenswert.
  • Bei chronischen Schmerzen werden Physiotherapie, manuelle Therapien, Biofeedback, Entspannungsmethoden und Akupunktur eingesetzt. Der Facharzt wird entscheiden, was am besten für Sie geeignet ist – auch in Kombination.
  • Eine häufig angewandte Methode bei vielen Schmerzzuständen wie Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und anderen ist die „transkutane elektrische Nervenstimulation“ (TENS), eine Art elektromedizinische Reizstromtherapie. Dafür werden entsprechende Geräte angeboten. Die TENS-Therapie kann in Arzt- oder Physiotherapiepraxen oder auch zu Hause angewandt werden. Es sollte in jedem Fall vorher eine Absprache mit dem Arzt und eine Einleitung durch z.B. einen Physiotherapeuten erfolgen. Die TENS-Therapie kann Schmerzen lindern, aber nicht beseitigen.

Schmerzmittel

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