Korruptionsskandal - wurden bei der Einführung von Teveten Ärzte geschmiert ?
Ich hoffe sehr, dass Patienten nunmehr nachhaken anstatt blind Ärzten zu vertrauen (trau' schau' wem !), - zumal es bei diesem Medikament einen unglaublichen Korruptionsskandal gab (offensichtlich Ärzte geschmiert wurden) , - das alles ist nachzulesen auf Seite 19 (s. epd sozial 19, 09.05.2003, S. 6/7) Artikel vom 09.05.2003, - anklicken unter:
Über 1.000 Ärzte geschmiert?
http://gesundheit-soziales.verdi.de/branchenpolitik/krankenhaeuser/infodienst_krankenhaeuser/data/infodienst_nr__21.pdf
Umstrittenes Bluthochdruckmittel
SmithKline Beecham brachte das verschreibungspflichtige
Teveten im Juli 1997 auf den deutschen
Markt. Der Markt ist riesig, schließlich werden nach
Angaben des Pharma-Unternehmens Hoechst Marion
Roussel in Deutschland 16 Millionen Menschen
wegen Bluthochdrucks behandelt. Das Fachblatt
»arznei-telegramm« kritisierte schon damals in der
Ausgabe 8/97 das Fehlen »nachvollziehbarer klinischer
Daten« und wies darauf hin, dass Teveten
»ohne eine einzige veröffentlichte klinische Studie«
in die Apotheken kam.
Als »ungewöhnlich« bezeichnete
»arznei-telegramm« den Umgang von Smith-
Kline Beecham mit Störwirkungen des Medikaments:
»Schwere unerwünschte Ereignisse wie Hypotonie,
Brust- und Kopfschmerz ignoriert die Firma«, lautete
der Vorwurf.
Deshalb rieten die Autoren den Ärzten,
»einen Bogen um Teveten zu machen«. _
Von den über 300 Ermittlungsverfahren
gegen Mitarbeiter des
Münchner Pharma-Unternehmens
seien die »kleinen Fälle« eingestellt
worden, bei 270 Mitarbeitern
seien die Verfahren noch
nicht abgeschlossen. Die Staatsanwältin
prüft, ob sich Pharma-Angestellte
und Ärzte strafbar gemacht
haben nach den Paragrafen
299 Strafgesetzbuch (»Straftaten
gegen den Wettbewerb: Bestechung
und Bestechlichkeit im geschäftlichen
Verkehr«) sowie nach
den StGB-Paragrafen 331 und
332 (»Straftaten im Amt: Vorteilsannahme
und Bestechlichkeit«).
Staatsanwältin Schroeder will
nach eigenen Angaben noch in
diesem Jahr entscheiden, ob sie
Anklage erhebt. Dann drohen den
Beschuldigten mehrjährige Haftstrafen.
GlaxoSmithKline verwies gegenüber
epd sozial darauf, dass das
Unternehmen noch in keinem Fall
wisse, ob die erhobenen Vorwürfe
gegen die Mitarbeiter berechtigt
seien. Im Übrigen lege das Unternehmen
»größten Wert auf rückhaltlose
Aufklärung«.
Die Frankfurter Hoechst Marion
Roussel AG (seit dem Zusammenschluss
der Hoechst AG im Dezember
1999 mit dem französischen
Konzern Rhône-Poulenc gehört sie
zu Aventis, Hauptsitz: Straßburg)
hat die Ermittlungsverfahren bereits
hinter sich. Hoechst Marion
Roussel und SmithKline Beecham
haben seit Oktober 1997 gemeinsam
das Bluthochdruckmittel Teveten
vertrieben. Hoechst soll dabei
ähnliche Methoden wie Smithkline
Beecham angewandt haben. Nach
Auskunft der Staatsanwaltschaft
Frankfurt am Main wurden die Ermittlungen
gegen Mitarbeiter des
Pharma-Unternehmens nach Paragraf
153a Strafprozessordnung
(»Einstellung unter Auflagen zur
Wiedergutmachung«) im Jahr
2001 gegen die Zahlung von
2,5 Millionen D-Mark eingestellt.
Ferner hat Frankfurt die Ermittlungen
gegen Ärzte wegen Vorteilsannahme,
Bestechlichkeit und
Steuerhinterziehung eingestellt.
Das deutsche Strafrecht gibt den
Justizbehörden nach Auskunft der
Münchner Staatsanwältin Schroeder
kaum eine Handhabe, selbstständige
niedergelassene Ärzte,
die sich für die Verordnung bestimmter
Präparate schmieren lassen,
zu bestrafen.
Der Bremer Pharmakologe Professor
Peter Schönhöfer, der im
Oktober 2002 von der weltweit
organisierten Antikorruptionsgruppe
Transparency International
(TI) für die Aufdeckung korrupter
Praktiken der Arzneimittelindustrie
mit dem TI Integrity Award ausgezeichnet
wurde, spricht wegen
der mangelnden Sanktionsmöglichkeiten
vom »Nachtwächterstaat
Deutschland«. An öffentlichen
Krankenhäusern angestellte
Ärzte und Apotheker können sich
hingegen mit der Annahme größerer
Geschenke wegen Vorteilsannahme
und Bestechlichkeit strafbar
machen.
Unabhängig vom strafrechtlichen
Aspekt wirft Transparency
International Ärzten und Apothekern,
die sich auf Marketingmaßnahmen
im Grenzbereich zur Bestechung
einlassen, Käuflichkeit
und die Aufgabe ihrer Unabhängigkeit
vor. Außerdem, so Schönhöfer,
»zerstört Korruption die
therapeutische Qualität