Morbus Crohn: Wenn der Darm verrücktspielt
Inhaltsverzeichnis
- Was steckt hinter der Erkrankung Morbus Crohn?
- Ursachen noch unklar
- Leitsymptome sind Bauchschmerzen und Durchfall
- Mögliche Komplikationen bei Morbus Crohn
- Behandlungsmöglichkeiten
- Langzeittherapie bei Morbus Crohn
- Häufige Fragen zum Thema Morbus Crohn
- Wann ist ein operativer Eingriff erforderlich?
- Vorbeugung
Was steckt hinter der Erkrankung Morbus Crohn?
Morbus Crohn ist eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (kurz: CED). Grundsätzlich kann die Erkrankung jeden Abschnitt des Verdauungstrakts vom Mund bis zum Anus betreffen, ist allerdings in 45 Prozent der Fälle im Bereich des Dünndarmendes (terminales Ileum) und/oder oberen Teil des Dickdarms (Colon) anzutreffen. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa – einer weiteren chronisch entzündlichen Darmerkrankung – ist beim Morbus Crohn nicht nur die Schleimhaut, sondern zum Teil auch die tieferen Schichten der Darmwand betroffen. Die Erkrankung verläuft schubweise, es wechseln sich also akute Stadien mit beschwerdefreien Phasen ab. Morbus Crohn manifestiert sich zumeist zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr, kann aber auch im späteren Alter auftreten.Ursachen noch unklar
Die zugrundeliegenden Ursachen für die Entwicklung eines Morbus Crohn sind bislang nicht vollständig geklärt. Da eine familiäre Häufung beobachtet werden kann, wird davon ausgegangen, dass eine genetische Disposition (Veranlagung) eine Rolle spielen muss. Zudem konnten verschiedene Genmutationen nachgewiesen werden, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko einhergehen. So führt beispielsweise die sogenannte NOD2-Genmutation auf Chromosom 16 zu einer veränderten Struktur der Defensinen (antimikrobielle Peptide) in der Darmschleimhaut und somit zu einer gestörten Immunabwehr im Darm. Es liegt zudem eine sogenannte Barrierestörung der Darmwand vor. Sie ist durchlässig und stellt für Bakterien keine hinreichende Barriere mehr dar. Es kommt bei Befall zu einer Überreaktion des Immunsystems, das Entzündungsmediatoren ausschüttet, die die Entzündungen im Magen-Darm-Kanal auslösen.
Leitsymptome sind Bauchschmerzen und Durchfall
Die charakteristischen Symptome eines Morbus Crohn sind über Wochen anhaltender Durchfall sowie oftmals krampfartige Bauchschmerzen, die zumeist im rechtsseitigen Unterbauch auftreten. Daneben zeigen sich häufig sogenannte extraintestinale Manifestationen – Beschwerden außerhalb des Magen-Darm-Kanals. Hierzu gehören in erster Linie:- grundloser Gewichtsverlust (50 % der Fälle), Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit
- Fieber (35 %)
- Blutarmut (30 %)
- Arthritis (15 %)
Die Symptome können individuell stark voneinander abweichen und sind im großen Maße davon abhängig, welcher Bereich des Magen-Darm-Kanals betroffen ist. Bei Kindern zeigt sich neben Durchfall und Bauchschmerzen häufig auch ein verlangsamtes Wachstum mit verspätetem Eintritt in die Pubertät.
Mögliche Komplikationen bei Morbus Crohn
Die Darmschleimhaut und Darmwand können durch die entzündlichen Prozesses soweit verändern, dass sich zum einen Fisteln (40 % der Fälle), anorektale Abszesse (25 %) oder Fissuren (5 %) und zum anderen Stenosen (Engstellen) im Verdauungskanal bilden. Fisteln sind kleine Verbindungsgänge zwischen verschiedenen Darmabschnitten oder zwischen dem Darm und anderen Organen wie Blase oder Haut. Aus ihnen können sich Abszesse (Eiteransammlungen) bilden. Sie sind häufig ein erstes Symptom eines Morbus Crohn und sollten entsprechend abgeklärt werden. Fissuren sind kleine Risse, die im Rahmen von Morbus Crohn zumeist den After betreffen. Aus einer Stenose kann sich ein zu operierender Ileus (Darmverschluss) und/oder ein Malabsorptionssyndrom mit Vitamin-B12-Nährstoffmangel entwickeln.Behandlungsmöglichkeiten
Die therapeutischen Maßnahmen zielen in den akuten Stadien in erster Linie auf die Unterbindung der Entzündungsprozesse in den betroffenen Darmabschnitten. Ein akuter Schub wird zumeist medikamentös mit Glukokortikoiden bzw. Kortison (insbesondere bei Dünndarmbefall) und anderen Entzündungshemmern wie 5-Aminosalycilsäure (Dünn- und/oder Dickdarmbefall) oder auch Antibiotika (bei Fistelbildung) behandelt. Zeigen diese keinen Erfolg können auch Immunsuppressiva (das Immunsystem unterdrückende Substanzen) und Biologika zur Anwendung kommen.Langzeittherapie bei Morbus Crohn
Zwischen 30 und 60 Prozent der Morbus Crohn-Betroffenen erleiden innerhalb eines Jahres erneut an einem Erkrankungsschub. Im Rahmen einer Langzeittherapie sollen die beschwerdefreien Phasen durch eine Rezidivprophylaxe verlängert werden. Hierzu kommen vor allem 5-Aminosalycilsäure (u.a. Sulfasalazin) und bei chronisch aktivem Verlauf Immunsuppressiva (u.a. Azathioprin) zum Einsatz. Darüber hinaus ist eine durch den Darm leicht resorbierbare, ballaststoffarme Diät angezeigt. Rauchern wird eine Nikotinkarenz empfohlen, da dadurch die Rezidivrate erheblich gesenkt werden kann. Bei länger anhaltenden Durchfällen kann zudem eine parenterale (am Darm vorbei gehende bzw. künstliche) Zufuhr von Eisen und Vitaminen erforderlich sein.Häufige Fragen zum Thema Morbus Crohn
Können Umweltfaktoren eine Rolle spielen?
Können Umweltfaktoren eine Rolle spielen?
Als weiterer bedeutender Belastungsfaktor gilt vor allem der Tabakkonsum. Anders als früher angenommen, spielt die Ernährung hinsichtlich der Entwicklung und dem Verlauf (Auslösung von akuten Stadien) von Morbus Crohn nach heutigem Kenntnisstand keine Rolle. Psychische Belastungen können darüber hinaus den Erkrankungsverlauf negativ beeinflussen.
Was passiert, wenn Morbus Crohn nicht behandelt wird?
Was passiert, wenn Morbus Crohn nicht behandelt wird?
Wann ist ein operativer Eingriff erforderlich?
Etwa 70 bis 90 Prozent der Betroffenen müssen mindestens einmal in ihrem Leben operiert werden. Zumeist geschieht dies aufgrund von Komplikationen wie Ileus (Darmverschluss), Perforationen, Peritonitis (Bauchfellentzündung) oder Blutungen (= absolute Indikation) oder
bei einem vollkommen therapieresistenten Morbus Crohn sowie nicht behandelbaren Fisteln und Abszessen (= relative Indikation).
Während bei Komplikationen in jedem Fall eine Operation erforderlich ist, wird bei relativer Indikation versucht, die Operation so spät wie möglich durchzuführen, da die Rezidiv- und Komplikationsrate sehr hoch sind. Bei einem nicht behandelbaren – sogenannten therapiefraktären – Morbus Crohn kann eine Darmteilresektion angezeigt sein. Bei dieser werden die betroffenen Darmabschnitte entfernt. Dabei versucht der Chirurg so wenig wie möglich vom Darm herauszunehmen (sogenannte „minimal surgery“).